Manchmal prallen unterschiedliche Bedürfnisse und Logiken aufeinander. Zum Beispiel die alltägliche Verantwortung der Schulleitung für die Schüler/innen und Lehrpersonen – und die eigene Mitverantwortung in der Schulpflege, aber auch die eigenen Berufs- und Familienverantwortungen. Andrea Hugelshofer schildert persönliche Momente.
«Mit der Schülerin XY geht es nicht mehr so weiter. Wir haben am nächsten Mittwoch um 12:15 Uhr ein schulisches Standortgespräch abgemacht. Bist du dabei?» Als Mitglied einer Kreisschulbehörde gerate ich bei kurzfristigen Terminanfragen ins Rotieren: Um welches Kind geht es, habe ich schon Informationen in meinen Notizen oder Mails?
Dann folgt die Abschätzung: Kann ich dabei sein? Ich arbeite und an den Familientagen versuche ich, Behördentermine in die Schulzeit der Kinder zu legen – sonst wünscht mein Sohn mir vielleicht wieder, dass ich fliegen kann. Allenfalls suche ich dann ein anderes Mitglied unserer Behörde als Vertretung – oder sage mit schlechtem Gewissen ab.
«Governance, Schule und Politik»
Autor Jürgen Kussau nennt in seinem Buch «Governance, Schule und Politik» die Schulbehörde eine «Grenzorganisation» – er versteht das vor allem als Organisation, welche zwischen dem Staat (beziehungsweise Kanton) und dem lokalen Schulbetrieb steht und durch die Milizzusammensetzung die Bevölkerung repräsentiert. In diesem Grenzgebiet gibt es viele verschiedene Logiken:
Die kantonale Politik, welche generalisierte Themen und das Schulsystem im Blick hat, wo Umwege, Verzögerungen und Aufschub Teil des demokratischen Prozesses sind. Die kommunale Politik, die auf einer konkreteren Handlungsebene agiert und abhängig ist von den Schulleitungen und Lehrpersonen – der Unterricht muss schliesslich am nächsten Tag stattfinden! Dazu kommen die Bedürfnisse der Schulverwaltung oder ein weiterer Player: Alle haben aus ihren Aufgaben heraus Anliegen und Bedürfnisse. Und eben, in der Schulpflege sitzen Menschen im Milizsystem.
In diesem Grenzgebiet leuchtet es ein, dass es Spannungsfelder gibt. Autorin Sarah Bürgisser hat folgende strukturellen Spannungsfelder für diese Zusammenarbeit aufgezählt:
- Aufgabengebiete / Verantwortungsbereiche
- Know-how-Asymmetrie
- Informationsasymmetrie
- Zeit-Asymmetrie
- Machtverteilung
Ich erlebe nicht nur die Verfügbarkeit (also Zeit-Asymmetrie), sondern auch die übrigen Spannungsfelder in der Behördenarbeit. Durch Aushandlung finden wir immer wieder gangbare Wege. Und ich schätze es sehr, wenn auch die Schulleitenden hierfür Verständnis haben und nicht müde werden, gewisse Themen immer wieder von Neuem zu klären.
Wie erleben Sie diese Spannungsfelder und wie gehen Sie damit um?
Andrea Hugelshofer, Dozentin PH
In der Veranstaltung «Brennpunkt Schule: Schnittstelle Schulpflege – Schulleitung: Minenfeld oder Zusammenspiel?» bringen wir solche Spannungsfelder in die Diskussion. Der Anlass findet am 8. Januar 2020 von 18-20.00 Uhr statt.
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