In der Rubrik «5 Fragen an…» interviewt Schulleiterin Isabelle Niederhauser die Schulleiterin Ruth Hedinger und befragt sie zu ihrer Rolle. Somit wird der Stafetten-Stab weitergereicht:
Ruth, du bist schon lange Schulleiterin. Was hat sich an deiner Rolle der Schulleitung in dieser Zeit verändert?
Äusserlich quasi alles: Vor gut 20 Jahren war die Teilautonomie unserer Schule oberstes Ziel, die basisdemokratische Haltung des Teams war fest etabliert und die Digitalisierung steckte erst in den Kinderschuhen. Ich führte eine Doppelklasse und war für drei Wochenlektionen für die Leitung der Schule freigestellt.
Innerlich haben sich die Werte der Schulleitung jedoch kaum verändert: Gefragt ist der Mensch, der die Persönlichkeit des Schulleiters oder der Schulleiterin prägt, seine Wertschätzung den Mitmenschen gegenüber und im Besonderen seine pädagogische Haltung.
Viele Veränderungen kamen durch: Unsere Schule wurde integrierend, die Mitwirkung der Eltern wurde zentraler, die Elektronik ist nicht mehr wegzudenken. Als Schulleiterin «führe» ich nun die Mitarbeitenden. Und diese personellen Aufgaben sind mir speziell ans Herz gewachsen.
Du kannst auf eine lange «Schulzeit» zurückblicken. Was wünschst du dir für die Zürcher Volksschule in der Zukunft?
Engagierte Lehrpersonen! Wo Lehrpersonen mit Herzblut die Schule gestalten dürfen, wird das lernende Kind, der lernende Mensch weiterhin im Mittelpunkt stehen. Ich bin zuversichtlich, dass die Freude am Lernen und die Kreativität den Schulalltag prägen können. Wenn eine Schulleitung diese Aspekte unterstützen kann, umso besser. In diesem Sinn wünsche ich mir Rahmenbedingungen, die diesen Gestaltungsfreiraum ermöglichen.
Du arbeitest in einer Co-Leitung. Was sind die Vorteile in dieser Position?
Inzwischen durfte ich mit sieben verschiedenen Co-Schulleiterinnen zusammenarbeiten – ich schätzte und schätze jede auf ihre Art. Meine Aufgabe wird dadurch immer neu belebt und bleibt kreativ. Für eine Zweierleitung braucht es Teamplayer. Wenn das gegenseitige Vertrauen gegeben ist, ist es anregend, andere Aspekte und Ideen kennenzulernen. Es ist entlastend, eine Challenge zu zweit zu meistern. Es ist befreiend, ganze Gebiete abzugeben. Vielleicht muss Eigenes überdacht und zurückgesteckt werden, was eventuell ein weiterer Vorteil sein kann!
Was ist eine gute Schule?
Die Gretchenfrage! Eine gute Schule ist eng mit einer positiven pädagogischen Haltung aller Beteiligten verbunden: Gegenseitige Wertschätzung, Freude am Spielen und Lernen stehen im Zentrum und Kreativität und Neugierde erhalten einen grossen Freiraum. Die Schule soll ein Ort sein, wo das Kind seine Fähigkeiten entwickeln kann, individuell und in der Gemeinschaft, wo sich die Heranwachsenden entfalten können und auf das Leben und unsere Welt vorbereitet werden. Darum gehören Nachhaltigkeit und ein sorgfältiger Umgang mit unserer Umwelt unbedingt dazu.
Was bedeutet für dich Schulführung?
Mit der Beantwortung der ersten vier Fragen versuchte ich zu beschreiben, was mir in der Schule und Schulführung wichtig ist. Wenn es mir als Schulleiterin gelingt, möglichst alle Beteiligten bei der Mitwirkung einer guten Schule zu unterstützen, dann ist Wesentliches geschehen. Das ist die Quelle für mein inneres und äusseres Engagement.
Isabelle Niederhauser, Schulleiterin Schuleinheit Chrüzacher