Unsere Meinung verändert sich. Zum Glück! Bei unserem Verhalten allerdings ist das nicht so einfach. Routinen, die wir nicht hinterfragen, sondern automatisch einsetzen, sind besonders hartnäckig. Wenn wir Schulentwicklung als Veränderung solcher Routinen verstehen, dann braucht es einiges. Wie passiert das? Oft im Gespräch oder in Interaktionen, wenn jemand etwas sagt was mich überrascht oder sogar irritiert.
Nehmen wir ein Beispiel: Lehrperson A findet den Klassenrat ein bisschen langweilig. Die Schülerinnen und Schüler sagen nicht viel und haben keine Ideen. Es ist aber eine Erwartung der Schulleitung an die Lehrpersonen, den Klassenrat durchzuführen. Zum Ablauf gibt es eine brauchbare Vorlage, wonach Lehrperson A seit Jahren den Klassenrat durchführt. So weit so gut. Dann kommt eine neue Lehrperson in die Schule und erzählt immer wieder über den Klassenrat in ihrer Klasse und über die Kinder, die sich kreativ und ideenreich einbringen und ein Projekt nach dem anderen umsetzen.
Diese Erfolgsgeschichten irritieren die Lehrperson A. Sie kann den Unterschied zu ihrer bescheidenen Praxis nicht erklären. Vermutlich wird Lehrperson A darüber reden wollen, um eine Antwort zu finden. Die Frage ist; mit wem und wie spricht Lehrperson A über diese Irritation? Spricht sie ausserhalb der Schule mit «Laien» darüber und sucht Bestätigung und oberflächliche Erklärungen (zum Beispiel die Klasse von B ist eine Ausnahme), damit sie nichts ändern muss? Oder entsteht ein Gespräch im Team darüber? Oder bringt sie das Thema sogar während einer pädagogischen Sitzung ein?
In solchen Gesprächen wird zugehört, aufeinander Bezug genommen, werden Argumente entwickelt, und pädagogische Ansätze und Fachkenntnisse geäussert. Es braucht nicht immer einen Konsens. Reibungen sind oft sehr wirksam, weil sie solche Gespräche anregen und das Lernen fördern. Es braucht aber eine Gesprächskultur, Neugierde, Lust auf professionellen Austausch und vor allem Sicherheit, dass alle Themen angesprochen und alle Fragen gestellt werden können – sogenannte «psychological safety».
Meinungen werden ständig gebildet, die Frage ist: Haben die Schulleitung und das Team einen Anspruch darauf, diesen Prozess zu gestalten und zu unterstützen?
Enikö Zala-Mezö, Leiterin des Zentrums für Schulentwicklung, PH Zürich
Sehr spannender Artikel! Vielen Dank!
Wir konnten im Mai und Juni an einer PS zwei SCHILW zum Thema Teamkultur, psychological safety und Kommunikation durchführen. Es war toll zu sehen wie im Team “Verständnis” für einander entstehen kann.
Hoi! Wer hat diesen Tag durchgeführt? Hätte Interesse für mein neues Team!
Besten Dank für deine Rückmeldung!
Liebe Grüsse
Tanja