«Route2China» ist ein innovatives Praktikums-Projekt, das 27 Berufslernenden aus vier Kantonen die fernöstliche Kultur und Arbeitsweise in der Mega-Metropole Shanghai näherbringen soll. Das Berufspraktikum im Bereich IT und Elektronik, das seit zwei Jahren im Herbst stattfindet, umfasst verschiedenste Projekte, die in einem internationalen Umfeld als Freelancer bearbeitet werden sollen. Neben dem fachlichen Können, sollen die Lernenden einerseits ihre Soft-Skills schärfen und ihre Sprachkenntnisse verbessern, und andererseits wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse im Umgang mit einem der wichtigsten Handelspartner der Schweiz erwerben.
Eines der Informatik-Projekte heisst «Supernanny» und beschäftigt sich damit, die Arbeitsbedingungen für die Büro-Mitarbeitenden zu optimieren. Was bei uns einfach durch das Öffnen des Fensters lösbar wäre, ist in der 25-Millionen-Metropole ein wirkliches Problem, weil enorme Luftbelastung eine einfache Lösung «a-la-Sturmlüftung» verhindert.
«Supernanny» ist im Grunde genommen ein «Umwelterhaltungssystem a la Star Trek». Die Steuerungssoftware misst dabei die Umweltwerte mittels Sensoren und leitet entsprechende Gegenmassnahmen ein. Beispielweise wird bei einem zu hohen Kohlendioxid-Wert die gefilterte Aussenluftzufuhr gesteigert, sodass sauerstoffbedingte Ermüdungserscheinungen seltener werden.
Sehr spannend ist auch das Projekt «Overhand» Fitness. Die siebenköpfige Programmierer-Gruppe hat die Aufgabe das Fitnessverhalten der User mithilfe von sozialen Medien zu optimieren. Der Fokus dabei liegt auf Medien (Socialmedia) und Wettbewerb (Competition). Auf grossen Leinwänden können dabei die Mitglieder eines Fitness-Clubs, ähnlich wie bei Kahoot, gegeneinander antreten.
Ermöglicht wird dies durch entsprechende Sensoren, die während des Trainings am Körper getragen werden. In einer zweiten Stufe soll dem Nutzer ein anhand seines Bewegungsprofils optimiertes Trainingsprogramm angeboten werden. Möglich wird dies durch ein KI-Programm (künstliche Intelligenz), dass im Hintergrund die Bewegungen analysiert und auswertet.
Was hat Fitness mit dem 4K-Modell zu tun?
Gerade das letzte Projekt wird wohl das Lehren und Lernen in den technisch fortgeschrittenen Ländern sehr stark beeinflussen. Die KI, die im Hintergrund Bewegungsprofile erstellt und diese auswertet, wäre theoretisch auch in der Lage Lern-Profile zu erstellen.
In einem nächsten Schritt könnte die KI dem User die Inhalte zur Verfügung stellen, die es gerade zu diesem Zeitpunkt braucht. Das heisst, individualisiertes Lernen wäre durch den Einsatz von KI in einem bisher noch nie dagewesenen Niveau möglich. Das 4K-Modell versucht bekanntlich das Lernen im 21. Jahrhundert zu beschreiben. Durch das Bereitstellen des Grundlagenwissens durch die KI, kann sich Trainer (Lehrperson) und Trainee (Lernender) vollständig auf die Kreativität, das kritische Denken, die Kommunikation und die Kollaboration konzentrierten.
Fazit
Der technische Fortschritt dringt immer mehr, auch in Bereiche, die bisher als die Domäne von Menschen angesehen waren. In naher Zukunft wird sich beispielsweise die gesamte Logistik-Branche neu erfinden müssen, denn selbstfahrende Fahrzeuge können Waren schneller und sicherer ans Ziel bringen.
Das Pilotprojekt E-Lastwagen lässt Lastwagen automatisiert und ohne Pause mittels Oberleitung autonom fahren. Obwohl das Überholen nicht möglich ist, wird damit gerechnet, dass die Ware schneller am Ziel ist, weil die Pausenzeiten ausgelassen werden können. Das Projekt soll bereits 2019 starten, eine Teststrecke wird gerade in Hessen fertiggestellt.
Es weht ein «technisch» starker Wind. Wollen wir Pädagogen den Wind mit Mauern oder mit Windmühlen begegnen? Genau diese Frage müssen sich in den kommenden Jahren und Jahrzenten viele Branchen stellen. Wir als verantwortungsbewusste Pädagogen könnten dabei helfen sinnvolle Antworten zu finden. It’s up to us!
Apropos Mauern …
US-Präsident Trump will eine Mauer an die Südgrenze der USA bauen. Die alten Römer und das antike China waren bereits von einigen tausend Jahren mit ihrem Mauer-Konzept nicht sonderlich erfolgreich. Die Barbaren wie auch die Mongolen haben sich nicht wirklich von dieser Mauer abhalten lassen. Von der DDR will ich erst gar nicht anfangen. Warum soll also das Konzept bei uns funktionieren?
Hingegen sind Windmühlen immer noch hoch im Kurs und leisten auch in der modernen Welt einen grossen wirtschaftlichen Beitrag.
Autor: Volkan Demir, Berufsgruppenverantwortlicher IT am BZZ Zürichsee