In der Rubrik «5 Fragen an…» interviewt Schulleiterin Simone Kramer ihre Nachfolgerin Regula Moser und gibt so den Staffetten-Stab weiter:
Regula, was bedeutet für dich Schulführung?
«Schule ist ein Stück Leben, das es zu gestalten gilt». Das stand im alten Lehrplan, gilt für mich aber auch im Lehrplan 21. Als Schulleiterin kann ich einiges beeinflussen, weil ich viele Wege plane.
Du warst 16 Jahre Schulleiterin in Seuzach. Wo und wie hat sich die Rolle der Schulleitung in dieser Zeit entwickelt?
Weg von der Rolle als Kollegin – hin zur Vorgesetzten: Ich habe mit meinem Wechsel von der Lehrperson zur Schulleiterin ein Team verloren – dafür eine ganze Schule gewonnen, mit Sonnen- und Schattenseiten. Beziehungen waren weniger persönliche Freundschaften, dafür habe ich viele Lehrpersonen in anderen Schulhäusern und Stufen näher kennen gelernt. In den letzten Jahren wurde die Rolle der Schulleitung als Vorgesetzte nochmals verstärkt, z.B. mit dem neudefinierten Berufsauftrag (nBa).
Und nun hast du im Sommer von einer grossen Schule in eine kleine ländliche Schule gewechselt. Du bist jetzt alleine als Schulleiterin in deiner neuen Schule. Was verändert dies?
Die kleine ländliche Schule ist etwa so gross wie die Schule, in welcher ich die ersten 20 Jahre meines Berufslebens unterrichtet habe: Man hat einander persönlich gekannt, es war möglich, alle Kinder mit Namen zu kennen. Diese Chance bekomme ich nun nochmals – darauf freue ich mich. In meiner bisherigen Rolle als Co-Schulleiterin war ich für einen Teil der Schulleitungsaufgaben verantwortlich, für andere war meine Kollegin zuständig. Die Vielfalt meiner Aufgaben wird also grösser, dafür sind grosse Brocken wie z.B. ein Personaleinsatz weniger umfangreich. Auf der andern Seite werde ich mehr zur Einzelkämpferin. Die Möglichkeit, sich auf gleicher Ebene auszutauschen, fällt weg.
Wird sich etwas wegen der kleinen Schule in deinem Führungsverhalten verändern?
Das wird sich zeigen. Schulen funktionieren unterschiedlich, es sind vielleicht andere Erwartungen oder Notwendigkeiten da. Rollen haben oft auch mit dem Umfeld zu tun. Weil ich gleichzeitig auch ein Unterrichtspensum übernehme, muss ich mich auch als Kollegin ins neue Team einleben. Eine Antwort auf diese Frage kann ich in einigen Jahren geben.
Auf was freust du dich am meisten nach dem Schulstart?
Ich freue mich auf eine Schule, die ich neu entdecken kann, auf Menschen, die ich kennen lerne. Ich freue mich darauf, Themen anzupacken, die in meiner alten Schule von andern Personen bearbeitet wurden. Ich freue mich darauf, alte Routinen und Gewohnheiten ablegen zu können und zu dürfen – und vielleicht einmal ganz neue Wege ausprobieren zu können. Zudem freue ich mich darauf, nicht mehr 100% zu arbeiten – und etwas mehr Zeit für mein privates Umfeld zu haben.
Ich wünsche dir einen guten Start und viele freudige Momente an der „kleinen“ Schule.
Simone Kramer, Schulleiterin Primarschule Ossingen