Kinder brauchen mehr Freiraum

Im Kindergarten und in der Primarschule braucht die Kinder mehr Zeit, um sich beim Lernen selber organisieren zu können. Wie ihnen die Lehrpersonen dabei beobachtend, beratend und unterstützend zur Seite stehen, erläutert Schulleiterin Barbara Schwarz de Groot in dieser 5-teiligen Serie zum Thema Freispiel.

Sie haben Folge 1 und 2 verpasst? Hier gehts zu diesen spannenden Berichten.

Beispiele aus dem Kindergarten:

1. Beispiel

Ein Mädchen verlangt bei der Kindergartenlehrperson einen Strohhalm. Zwei Stunden später zeigt es eine Papierblume mit einem Strohhalmstiel und Blättern aus Pfeiffenputzern vor, das Zentrum der Blume ist eine Nespresssokapsel. Es sieht toll aus. Das Mädchen wird zur Blumenmeisterin und einige Tage später haben wir einen tollen Blumengarten im Kindergarten.

2. Beispiel

In einer Kiste liegen ganz viele Kartonröhren ca. 10 cm lang und einem Durchmesser von 1.5 cm. Aus diesen Röhren bauen zwei Knaben ca. 80 cm lange Fechtdegen und beginnen zu fechten. Daraus entsteht in der Garderobe ein Fecht – Wettkampf mit ganz klaren Regeln auch für die Zuschauer, welcher über Tage dauert und auch die Mädchen miteinbezieht.

In der Frage nach der Qualitäts- und Unterrichtsentwicklung setzt sich die Schule als Ganzes mit der Frage auseinander nach einer vom Kind aus selbstgesteuerten Lernsequenz über den Kindergarten hinaus im Unterrichtsalltag. Das heisst, dass mit der freien Tätigkeit in einer Unterrichtssequenz die Brücken geschlagen werden zwischen schulischem und ausserschulischem Lernen. Diese soll eigenes Planen, Organisieren und Reflektieren fördern und den Kindern ermöglichen, die eigenen Stärken und Schwächen kennenzulernen und einen sinnvollen Umgang damit zu üben. Neues soll entdeckt und der eigene Horizont erweitert werden. Die Lehrpersonen stecken aus ihren Beobachtungen und Erfahrungen heraus den Rahmen für die freie Tätigkeit, unterstützen die Kinder, die mit der Offenheit der freien Tätigkeit Mühe haben und helfen auf Anfrage im Sinne von Montessori: „Hilf mir es selbst zu tun“.

Der Kindergarten ist die Erste Schulstufe und im Lehrplan 21 für die erste Hälfte des ersten Zyklus zuständig. Im Kindergarten wird das Fundament für die Anschlussstufen und die weitere förderliche Entwicklung der Schüler und Schülerinnen gelegt. Die freie Tätigkeit in der Primarstufe baut auf den guten Erfahrungen mit dem Freispiel im Kindergarten auf. Die Kinder können ihre Arbeit breiter planen und ausführen. In der Sekundarschule ist zum Beispiel der Projektunterricht eine freie Tätigkeit in welcher die Schülerinnen und Schüler ein Projekt ihrer Wahl planen.

Barbara Schwarz de Groot, Schulleiterin, Kindergartenlehrperson, Geschäftsleitungsmitglied Zürcher Lehrerinnen und Lehrerverband

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