Die eigene Geschichte, auch die eigene Familie, ist Annie Ernaux’ literarisches Thema. Anhand der Auseinandersetzung mit dem Vater nach dessen Tod und in der Beschreibung ihrer eigenen Herkunft aus einem kleinen Ort in der Normandie erzählt Ernaux nüchtern, aber schonungslos von ihrer «Klassenflucht» aus einer Arbeiterfamilie hin zu einer bürgerlichen Existenz.
In ihrem Roman Der Platz (Suhrkamp 2019) versucht die Autorin nach diesem «Verrat», wie sie es selbst bezeichnet, über das Schreiben, über die Sprache sich wieder ihrem Vater anzunähern, zu erklären, wie sie zur sozialen Überläuferin ins Bürgertum geworden ist.
Erik Altorfer, Mitarbeiter des Schreibzentrums und Hörspielregisseur, hat Annie Ernaux’ autobiografischen Roman in einem Medientipp für Akzente (4/2019, S. 35) vorgestellt und nun für den Hessischen Rundfunk als Hörspiel bearbeitet und inszeniert.
«Keine Stimme kann dafür geeigneter sein als die der Schauspielerin Stephanie Eidt, die im Hörspiel von Erik Altorfer (…) die alleinige Sprecherin ist. Empfindlich tastet und denkt sich diese Stimme durch den Text, das Ringen um die adäquate, nämlich haargenaue, unverblümte Wendung lässt sie sich ebenso anmerken wie die eigene Verwicklung. Einen sachlichen Blick auf den eigenen Vater zu werfen, was kann es Persönlicheres geben.» (Judith v. Sternburg in der Frankfurter Rundschau)
Das Hörbuch erscheint Ende Juli 2020 im Audio Verlag.