Versprochen

Was es auch ist, du kannst immer zu mir kommen. Du kannst mir alles erzählen. Vor mir brauchst du keine Geheimnisse zu haben. Es klingt schön, dieses Versprechen. Dein Versprechen, dass du mir zuhören wirst. Das Versprechen, nicht nur zuzuhören, sondern mich verstehen zu wollen, ein Stück in meinen Schuhen zu gehen und mich zu sehen. Zu sehen, wer ich bin und wer ich sein möchte. Und mich trotzdem, oder genau deswegen, noch gleich liebevoll anzusehen und in den Arm zu nehmen. Das Versprechen, es klingt schön und ich wünschte, ich könnte dir wirklich alles erzählen.

Aber wenn du über die sprichst, hörst du mich nicht. Beschallt von Vorurteilen, hörst du nicht, was ich sagen will, aber nicht wage auszusprechen. Wenn du über die sprichst, siehst du mich nicht. Geblendet von Wut und Hass, siehst du nicht, wie ich innerlich zerrissen bin zwischen denen und dir. Wenn du über die sprichst, fühlst du nicht. Betäubt vor Angst, fühlst du nicht, dass es eigentlich um Liebe geht.

Ich wünschte, du könntest dein Versprechen halten, aber wenn du über die sprichst, dann meinst du auch mich.

Anonymous studiert an der PH Zürich.

Psychochirurgie

Ein einfacher Schnitt ins Hirn kann das Leben eines Individuums von Grund auf verändern – aber nicht nur zum Guten, wie die Geschichte der Psychochirugie zeigt. – In seinem Medientipp in Akzente (2/2022, S. 39) stellt Daniel Ammann drei ebenso eindrückliche wie haarsträubende Fälle aus der Wirklichkeit und dem Reich der Fiktion vor.

Trailer: An Angel at My Table (Jane Campion 1990)
Trailer: Severance. TV-Serie. USA 2022

Von Bloody Marys und Plattenspielern

Seit 2009 schreiben die Tutorinnen und Tutoren des Schreibzentrums schon für das Magazin Akzente  der PH Zürich.
In der Studikolumne der Mai-Ausgabe (2/2022, S. 25) gibt unsere Tutorin Lisa Morellini einen Einblick in ihre Wochenendvorsätze und erzählt, warum sie fünf auch mal gerade sein lässt, wenn am Sonntag ab 14 Uhr bunte Drinks gereicht werden.

Wer bist du, wenn du niemand sein musst?

Tutor Nicolas Schmid
(Illustration: Elisabeth Moch)

Mit dieser Frage habe ich mich im letzten halben Jahr immer wieder auseinandergesetzt. Doch die Frage fühlt sich schwer an – so schwer, dass wenn sie mir durch den Kopf schwirrt, mein Körper merkt, wie die Schwerkraft einsetzt und mich langsam in Richtung Boden zieht.

Ich liege gerade auf der Couch und starre an die Decke. Um mich herum ist es still. Diese Stille gibt mir ein Gefühl, das sowohl angenehm als auch unwohl zugleich ist. Nun lausche ich tief in mich hinein – so tief, dass ich beinahe den Boden unter mir verliere und ich in die endlose Unendlichkeit meines Daseins verschwinde. Ich höre die Schreie undefinierbarer Gedanken, die aufeinanderprallen. Sie verlangen nach Ordnung und kaum greifbaren Antworten.

Wie selten bin ich nur für mich, frei von allen Rollen und Obligationen unserer Leistungsgesellschaft? Im Jetzt bin ich kein Lehrer, kein Student, kein Mitarbeiter, Bruder, Sohn oder Freund – nur mich und die Abgrundtiefe meiner Gedanken. «Wer bin ich?», rede ich im Dialog zu mir selbst. «Wer will ich sein?», «Was will ich sein?». Seit knapp 25 Jahren lebe ich mit mir – Tag für Tag – und doch scheine ich mich kaum zu kennen.

Kann ich das überhaupt noch? Mir selbst zuhören? In einer reizüberfluteten Welt, gefolgt von stetiger Erreichbarkeit und des immer Daseins – wenn auch abwesend – stehen wir konstant unter Strom und in Bewegung, mit nur seltenen Momenten für uns allein.

Fragen über Fragen, eine Aneinanderreihung verschiedenster Ereignisse meines Lebens – alles in meinem Kopf. Der scheinbar kurze Moment dehnt sich weiter und weiter bis hin zur Unendlichkeit. Ich merke, wie meine Augen immer schwerer werden, mein Körper sinkt immer tiefer in die Couch, sie hüllt mich ein mit altem Stoff und trägt mich wie auf Wolken durch meine Wohnung. Nun ja, das wars wohl mit der Lebensphilosophie. Morgen ist ein neuer Tag. 

Liebe Leserinnen und Leser: Wann hast du dir das letzte Mal zugehört und dir die Frage gestellt, wer du bist, wenn du gerade niemand sein musst?

Nicolas Schmid studiert an der PH Zürich und arbeitet als Tutor im Schreibzentrum.
Der Text ist erschienen als «Gastspiel»-Kolumne im Magazin für die Mitarbeitenden der PH Zürich, inside 1/2022, S. 21.

Grausamkeit zum Einschlafen

Seit 2009 schreiben die Tutorinnen und Tutoren des Schreibzentrums schon für das Magazin Akzente  der PH Zürich.
In der Studikolumne der Februar-Ausgabe (1/2022, S. 25) berichtet unsere Tutorin Lisa Thwaini von ihrer Faszination für starke Raubtiere und ihrer Schwäche für grausame Gute-Nacht-Geschichten.

Verwechslungsgefahr

Antonia Rakita
(Illustration: Elisabeth Moch)

Gerne berichte ich Ihnen an dieser Stelle weiterhin von meinen Eindrücken und Erfahrungen, nun aber nicht mehr wie gewohnt als Studentin der PH Zürich, sondern als junge Berufseinsteigerin.

Mit meinen 24 Jahren und einer Körpergrösse von 1.60 Meter kann es schon einmal passieren, dass man mich im Gewimmel der Schülerschaft als eine von ihr verwechselt. Umso peinlicher ist die Situation, wenn man sich dann gegenüber anderen Lehrerkolleginnen und Kollegen rechtfertigen muss, weshalb man die Lehrertoilette benutzt. Die Tatsache, dass mein halbes Gesicht durch eine Maske bedeckt wurde, trug anfangs nicht unbedingt dazu bei, dass man sich dieses im Team besser einprägen konnte. Mittlerweile können wir darüber lachen, womit die erste Hürde geschafft sein sollte. Um meine Arbeitskolleginnen und Kollegen in Schutz zu nehmen: Auch Auswärtige auf Schulreisen brauchen immer einen Moment, um zu realisieren, dass sie es gerade mit der Klassenlehrperson und nicht mit einer übereifrigen und erstaunlich reifen Schülerin zu tun haben. Dieser «Schülerinnen-Effekt» kommt zum guten Glück immer nur dann vor, wenn ich mit einem Haufen Jugendlicher unterwegs bin. Sollte diese Verwechslung eines Tages aufhören, werde ich vielleicht sogar ein bisschen Wehmut verspüren.

Womit ich als Berufseinsteigerin ebenfalls nicht gerechnet habe, zumindest nicht so schnell, ist, wie wenig Zeit ich brauchen werde, um mich von meinem Leben als Studentin zu verabschieden und das neue (Berufs-)Leben als Lehrerin zu verinnerlichen. Ich nehme das als gutes Zeichen dafür, dass ich mich nicht nur für den richtigen Beruf, sondern auch für die richtige Schule und somit das passende Umfeld entschieden habe. Auf dieses Gefühl vertraue ich, besonders deshalb, weil man als Berufseinsteigerin mit einer Vielzahl an Aufgaben und Pflichten beschäftigt ist, weshalb nicht immer Raum bleibt, alles im Detail zu analysieren.

Auf den Zeitpunkt, wo ich auf dieses intensive erste Jahr zurückblicken und selbst darüber staunen kann, wie viel ich gemeistert und dazugelernt habe, freue ich mich jetzt schon wie ein kleines Kind. Oder sollte ich sagen, wie eine junge Schülerin?

Antonia Rakita war Tutorin am Schreibzentrum der PH Zürich und schloss 2021 ihre Ausbildung zur Sekundarlehrerin ab. Sie unterrichtet an der Berufswahlschule Bülach. 
Der Text ist erschienen als Kolumne im Magazin für die Mitarbeitenden der PH Zürich, inside 3/2021, S. 21.

Ablaufdatum für die Jugend

Seit 2009 schreiben die Tutorinnen und Tutoren des Schreibzentrums schon für das Magazin Akzente  der PH Zürich.
In der Novemberausgabe (4/2021, S. 25) denkt unsere Tutorin Laura Bachmann in der Kolumne auf der Studierendenseite übers Älterwerden, neue Verantwortungen und die Metamorphose von Leichtsinn zur Ernsthaftigkeit nach.

Die Fährnisse des Feedbacks

In seiner sechsten «Seitenblick»-Kolumne unserer PH-Zeitschrift Akzente (4/2021, S. 9) denkt Schreibberater und Zentrumsleiter Alex Rickert über die Fährnisse des Feedbacks nach. Sind die Autor:innen per se Mimosen, oder liegt das Problem bei den unsensiblen Rückmeldungen? Ob Lob oder Kritik – wer zu Texten Feedback gibt oder bekommt, muss über die Klinge springen. Eine scharfe Klinge, wie Alex Rickert zeigt.

Grenzüberschreitung Intimsphäre

Seit 2009 schreiben die Tutorinnen und Tutoren des Schreibzentrums schon für das Magazin der PH Zürich. Heuer gibt es sogar ein Jubiläum zu feiern: In der Augustnummer von Akzente (3/2021, S. 25) ist es bereits die 50. Kolumne!

Diesmal widmet sich unsere Tutorin Janine Eberle auf der Studierendenseite den Fragen rund um die Familienplanung … und wundert sich, dass so ein persönliches Thema zum Gegenstand von Smalltalk wird.

Sommer, Sonne, Leben!

Tutor Nicolas Schmid
(Illustration: Elisabeth Moch)

Sie kennen mich nicht und ich kenne Sie nicht, aber keine Panik! In meinen nächsten Kolumnen werde ich einiges mit Ihnen aus meinem Leben teilen: Beobachtungen aus der Welt und der Menschen, Gedanken über grundlegende Fragen des Lebens, Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Studium und vieles mehr. Ich bin angehender Primarlehrer, gelernter Koch, Bildungscoach, Schreibzentrumsmitarbeitender, Musiker, Möchtegernkünstler, Sportler und Sommerliebhaber. Apropos Sommerliebhaber: 

Sommer ist doch wirklich etwas Schönes, oder nicht? Mal angenommen, es regnet nicht andauernd. Das Wetter ist warm und schön, die Tage sind hell und lang. Morgens jeweils mit Sonnenstrahlen im Gesicht aufwachen, hochmotiviert aus dem Bett springen, in der Sonne frühstücken und sich für den Tag stärken. Tagsüber keine lästige Jacke mit herumtragen, stets die Sonnenbrille auf der Nase und abends lange draussen sitzen – was will man mehr?

Wenn die Sonne scheint, dann ist die Welt ein bisschen weniger scheisse. Eigentlich ist sie dann sogar super gut – sofern man denn zumindest ein bisschen was davon hat. Aber selbst wenn wir Student:innen den ganzen Tag zu Hause am Bildschirm rumsitzen, wenn die Sonne scheint, ist man besser gelaunt, als wenn es draussen regnet. Spüre ich den Frühsommer, werde ich aktiver – Vitamin D sei Dank! –, und ist ein Schönwettertag, so will ich schöne Dinge tun – Hauptsache alles andere als lernen. Wie oft schon habe ich guten Willens meine Bücher zum Lernen mit nach draussen genommen, um abends dann festzustellen, dass sie nahezu unberührt in der Tasche liegen geblieben sind? Läuft. Und auch wenn es Momente gibt, in denen ich umfallen könnte, weil ich noch einen riesigen To-do-Berg vor mir habe, gibt es eben auch diese Momente, in denen ich sage: «Scheiss drauf, ich hab auch noch ein Leben!» Liebe Sonne, du zwingst mich dazu, öfter mal genau das zu sagen. Man muss eben Prioritäten setzen. Liebe Dozentinnen und Dozenten, könnten Sie das bitte in Ihrer Benotung berücksichtigen?

Nicolas Schmid studiert an der PH Zürich und arbeitet als Tutor im Schreibzentrum.
Der Text ist erschienen als «Gastspiel»-Kolumne im Magazin für die Mitarbeitenden der PH Zürich, inside 2/2021, S. 21.