Dreihundertsiebenundneunzig Tabs offen

von Angelica Bühler

Mac n cheese Pizza war am Wochenende vor dem Fat Tony Thema. Gespräche über CA$h- und Moneyflow. „angelaworks.ch“ online Vikariatsportal. In Erinnerung an die Italien Ferien schwelgend, suche ich im Internet „songs a piscina italiana sommer 2022“. Artikel gelesen, was ist „zilch execution“ ?
Morgendliches Kaffeetrinken im Campo, zehn Männer in schwarzer Kleidung betreten das Lokal. In schwarzer Kleidung mit Aufschrift „Eindhoven“. Eine Gegend in der Niederlande. Saufen Bier. Klicke weiter. „Ultra-Bewegung“ bezeichnet eine Organisationsform von fanatischen Anhänger:innen eines Fussballteams. Zurück an der Hochschule: „Lerntypen bei Kindern“. Wann hast du Geburtstag? Um welche Zeit? Gib mir noch den Ort an!humandesign.ch“. Liegen auf der Fritschiwiese in der Sonne auf dem etwas feuchten Untergrund. Schau mal Wurmkacke! Niemals?!. Das Wunder Wurm“. Es gibt grundsätzlich drei Gruppen von Regenwürmern. Die eine Regenwurmart gräbt sich vertikal durch die Erde und bildet so stabile Röhren, welche sie ein Leben lang behausen. Die Horizontalgrabenden füllen ihre Röhren direkt wieder mit ihrem Kot auf. Die kleingewachsenen und agilen Regenwürmer bilden die dritte Gruppe und leben im Wald, im Kompost oder auf Misthaufen.
[Drei TikTok Tabs offen
Dienstagmorgen, Vertiefungsfach Geografie, begebe mich auf eine virtual Tour of Cape Town auf „airpano.com“. Kennst duNoah die Bettschen“? Ne, keine Ahnung. Zürcher Jungkünstler, selbstüberzogen sagen welche, Genie sagen andere.
Gustavo Petro, presidente electo de Colombia“, „la vicepresidenta Francia Marquez en los diálogos regionales vinculantes“ y mucho más.
Im Treffpunkt Kiosk lesend. Junot Díaz ein aus der Dominikanischen Republik stammender Schriftsteller und in New York aufgewachsen. Dies, das, fúku. Dies, das, fúku. „Nzz.ch“, fúku: ein vielseitig verwendbarer Fluch oder auch das Grosse Amerikanische Unheil.
[pornographische Inhalte]

© Künstliche Intelligenz «VQGAN+CLIP», November 2022

FAQ – Evergreens aus der Schreibberatung – #23

Simona Tschumper

«Ich brauche Hilfe bei einer schriftlichen Arbeit und möchte die Dienste des Schreibzentrums nutzen. Was gilt ab dem HS22 und welche Möglichkeiten habe ich?»

Als Student:in der PH Zürich kannst du die Angebote des Schreibzentrums neu kostenlos und ohne Mitgliedschaft nutzen. Einen Überblick über das gesamte Angebot an Workshops, Blogs, Schreibwettbewerben und Ressourcen zum wissenschaftlichen Schreiben (Zitieren) findest du auf der Website des Schreibzentrums.

Schreibberatung

In der Schreibberatung wirst du beim Verfassen unterschiedlicher Textsorten unterstützt. Egal ob LNW, Bachelor- oder Masterarbeit, Portfolioeintrag, narrative und argumentative Texte für die Deutschkompetenzprüfung oder persönliche Texte – die Tutor:innen und Dozierenden gehen gerne auf dein Anliegen ein.

Während des Semesters wird von Montag bis Freitag von 12:15 bis 13:45 Uhr eine offene Sprechstunde angeboten. Du kannst entweder spontan im Lernforum (LAA-F014) vorbeikommen oder vorgängig einen Termin per Mail (schreibberatung@phzh.ch) vereinbaren und dein Anliegen schildern.

Grundsätzlich gilt: Je früher, desto besser. Die Tutor:innen und Dozierenden des Schreibzentrums unterstützen dich nicht nur bei der Überarbeitung eines Textes, sondern helfen auch gerne bei der Ausarbeitung einer Fragestellung, der Eingrenzung des Themas, der Gliederung einer Arbeit oder bei Schreibblockaden. Das Schreibzentrum bietet kein Korrekturlesen an.

Weitere Angebote und nützliche Links

Brauchst du Hilfe beim wissenschaftlichen Schreiben? Das Schreibzentrum stellt verschiedene Ressourcen zum Zitieren nach dem Chicago Manual of Style (CMS) zur Verfügung. In unserem «A–Z des wissenschaftlichen Schreibens» findest du Antworten und Beispiele zu zahlreichen Fragen.

Falls du Unterstützung bei der Literaturrecherche brauchst, wende dich an die Rechercheberatung der Bibliothek.

Entdecke hier das Workshop-Angebot des Lernforums zur Vorbereitung auf die Deutschkompetenzprüfung, zum Zitieren, zum kreativen Schreiben und vielem mehr. Die Workshopangebot des Schreibzentrums findest du auch hier: stud.phzh.ch/sz-workshops.

Wenn der Küchenroboter nicht das Gelbe vom Ei auftischt

Im Rahmen der Lehrveranstaltung «Medienbildung und Informatik» geht es auch um Medienethik und Wertefragen im Kontext von Digitalisierung. In diesem Zusammenhang haben Studierende dystopische Kurzgeschichten verfasst.

Hier der Beitrag von Debora Müller:

Wenn der Küchenroboter nicht das Gelbe vom Ei auftischt

«Mama, dieses Gericht schmeckt mir nicht! Ich will etwas anderes essen!» Während Michaela wütend aber auch verzweifelt mit dem Fuss aufstampfte, rollte die Mutter nur genervt die Augen. Drohen, logisch erklären, Verständnis zeigen, sogar emotionale Erpressung hatte sie schon versucht, aber alles nützte nichts. Wenn Michaela etwas nicht wollte, dann wollte sie es nicht, da war und blieb sie stur. Michaela war zwar erst acht, aber sie erinnerte sich an die Zeiten, in denen die Mutter bestimmt hatte, was auf den Tisch kam, und nicht ein Roboter. Unter dem Deckmantel einer Gesundheitsreform hatte sich vor zwei Jahren alles verändert. Morgens musste man täglich eine Blutprobe abgeben, die Sensoren in den WC-Schüsseln analysierten jeden Tropfen Urin und jeden Stuhlgang. Anschliessend wurden die Informationen auf den Chip im Handgelenk geladen und vom zentralen Rechner ausgewertet. Dort wurde dann entschieden, was der Körper brauchte und ein entsprechendes Menü zusammengestellt und an den Chip gesandt.

Im Raum, wo früher einmal die Küche gewesen war, stand jetzt ein Monster von Zubereitungsmaschine. Nachdem man den Chip ans Lesegerät gehalten hatte, produzierte das Monster das Menü – genau auf den Bedarf des Körpers zugeschnitten. Zwar hatte man Vorlieben und Abneigungen beim Essen angeben können, aber viel nützte das nicht. Das Essen schmeckte im Vergleich zu früher meistens fade und wenn man mehr würzen wollte, wurde man vom Foodcenter mit mechanischer Stimme darauf hingewiesen, dass der Natriumgehalt so optimal für den Körper sei und man sich schaden würde, wenn man weiter würzen würde.

Wiedersetzen gab es nicht – falls man dies tat, wurde es in der Akte vermerkt. Wenn man dann doch einmal auf unerklärliche Weise krank wurde oder sich verletzt hatte und den Arzt aufsuchte, wurde dieser über alle «Fehltritte» informiert – ebenso die Krankenkasse, die dann den Arztbesuch nicht bezahlen musste.

Die Mutter schaute auf ihr eigenes Tablet mit ihrem Mittagessen und entdeckte ihre Rettung. Sie hatte heute Karotten erhalten und das war eines der wenigen Gemüse, die Michaela mochte. Da ihr kleiner, blonder Engel heute aber offenbar kein Betakarotin nötig hatte, hatte Michaela keine Karotten bekommen. «Komm, wir machen halbe-halbe mit unseren Gemüsen», schlug sie augenzwinkernd ihrer verzweifelten Tochter vor. Und insgeheim wünschte sie sich, dass Michaela jünger wäre und sich nicht an früher erinnern könnte, an die Zeiten, in denen sie noch hatte kochen dürfen.

Debora Müller, 2021

Was tun, wenn ich nicht weiss, woher ein Bild kommt? (Q&A #19)

Mirjam Beglinger

In wissenschaftlichen Arbeiten dürfen Sie Bilder verwenden, solange diese dazu dienen, einen in der Arbeit dargelegten Sachverhalt visuell zu unterstreichen. Mit  Erläuterungen in Ihrem Text verweisen Sie auf die Abbildung. Zur korrekten Beschriftung einer Abbildung gehören Abbildungsnummer, eine aussagekräftige Bildunterschrift sowie Angaben zur Urheberschaft (z. B. Künstlerin und/oder Fotograf). Anders gesagt: Bei Angaben zu Bildern reicht es nicht aus, lediglich den Fundort eines Bildes anzugeben (z.B. eine Website), sondern es braucht konkrete Angaben zur Herkunft des Bildes.

Fundort ist nicht gleich Quelle

Was das konkret heisst, schauen wir uns am Beispiel der Mona Lisa an. Nehmen wir mal an, ich finde auf dem Netz eine Abbildung der Mona Lisa, einem Gemälde von Leonardo da Vinci, jedoch keine Angaben zur Urheberschaft. Da ich weiss, mir bewusst ist, dass die URL, unter der ich das Bild gefunden habe (= Fundort), nicht ausreicht, um das Bild in einer wissenschaftlichen Arbeit korrekt zu beschriften, braucht es weitere Suchanstrengungen von mir. Doch wie vorgehen, wenn ich keine Anhaltspunkte zu einem Motiv habe?

Urheberschaft eines Bildes ausfindig machen

Eine erste Möglichkeit, Informationen zur Urheberschaft in Erfahrung zu bringen, bietet die Anfrage bei der Betreiberin oder beim Betreiber einer Website. Fehlen Angaben zu Abbildungen auf einer Website, ist ja davon auszugehen, dass sie im Auftrag der Betreibenden erstellt worden sind und diese Auskunft zur Urheberschaft geben können.

Im Falle unserer Mona Lisa lässt sich das Bild auch über die ‹umgekehrte Bildersuche›, wie etwa Google sie anbietet, identifizieren (images.google.de): Mit einem Klick auf das Kamera-Symbol im Suchfenster öffnet sich ein Feld, auf dem Sie URL oder Bild zum vorhandenen Bild eingeben können. Darauf gibt Ihnen Google verschiedene Websiten aus, auf denen das Bild – und allenfalls Angaben zur Urheberschaft – zu finden sind. Und Sie sehen richtig: Bei Fotografien von Gemälden sind wir gleich zweifach gefordert: Wir machen sowohl Angaben zur Urheberschaft von Gemälde als auch von Fotografie.

Neben Google bieten auch auch andere Bildersuchmaschinen die umgekehrte Suche an. Solche Alternativen sind etwa «TinEye» (tineye.com) oder «RevEye», das als AddOn für Firefox und Chrome zur Verfügung bereitsteht. Auch diese Suchmaschinen geben einzelne Websites mit Bezug zum Bild als Treffer an. «Reversee» wurde eigens für die Verwendung auf dem iPad entwickelt und ist im AppStore zu haben. Fürs iPhone gibt es zum Beispiel «CamFind Visual Search Engine» oder «Google Lens».

Und wenn ich die Urheberschaft trotz allen Bemühungen nicht finde?

Die Möglichkeiten des virtuellen Raums machen es heute viel einfacher, Bilder in wissenschaftlichen Arbeiten zu nutzen und korrekt auf die Urheberschaft hinzuweisen. Trotzdem kann es vorkommen, dass bei allen Bemühungen keine Informationen zur Urheberschaft ausfindig zu machen sind. Was Sie tun können, wenn das der Fall ist, davon berichten wir einem späteren Blog-Beitrag.

Weitere Blogbeiträge zum Thema

stud.phzh.ch/zitieren/az#bildnachweis
stud.phzh.ch/zitieren/az#bildrecht
stud.phzh.ch/zitieren/az#bildunterschrift

Zum Weiterlesen

Bundesgesetz über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte

ProLitteris: FAQ Wie funktioniert das Urheberrecht?

Erster Blog zum Thema ist hier, dort finden sich auch obige Links:

blog.phzh.ch/schreibzentrum/category/schreibberatung/qa-zitieren/

 

Psychochirurgie

Ein einfacher Schnitt ins Hirn kann das Leben eines Individuums von Grund auf verändern – aber nicht nur zum Guten, wie die Geschichte der Psychochirugie zeigt. – In seinem Medientipp in Akzente (2/2022, S. 39) stellt Daniel Ammann drei ebenso eindrückliche wie haarsträubende Fälle aus der Wirklichkeit und dem Reich der Fiktion vor.

Trailer: An Angel at My Table (Jane Campion 1990)
Trailer: Severance. TV-Serie. USA 2022

Bildung gegen Rassismus

Welche Worte verletzen? Welche Symbolik versteckt sich in Kinderliedern, Büchern und Spielen? In ihrem Buch «Gib mir mal die Hautfarbe»: Mit Kindern über Rassismus sprechen helfen Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar Fallstricke zu erkennen und zu überwinden. Peter Holzwarth, Mitarbeiter des Schreibzentrums, stellt den Titel in einem Medientipp von Akzente (2/2022, S. 39) vor.

Paprikatante

Von Joël Cipirano

Es sieht nicht so aus, als würde es heute noch regnen. Ich denke, es wird nicht regnen. Nein es sieht nicht so aus. Die Wolken sind zwar da, aber sie scheinen irgendwie, irgendwie sind sie nicht so prall wie sonst. Naja, eigentlich hätte ich nichts dagegen, wenn es mal wieder ein bisschen regnen würde. Diese Trockenheit ist doch auf die Dauer langweilig. Langweilig wie mein Tag, langweilig wie mein Leben. Jeden Tag mit diesen Paprika rumsitzen und warten, bis der Stapel weggekauft ist. Aber, aber doch. Dieselben Gedanken habe ich mir doch bereits gestern gemacht. Und am Tag davor auch, und am Tag davor auch. In der Woche davor auch und im Jahr vor diesem Jahr ebenso. Ich dumme Ziege. Ich bin halt die Paprikatante der Stadt. Die Leute nennen mich seit Jahren so. Ich bin die Paprikatante der Stadt. Paprika, Paprika, Mamrika, Paprika. Ich spinne. Ich dumme Ziege. Tag aus, Tag ein, Paprika sein. Meine Bluse ist rot wie ne Paprika, ich passe mich der Umgebung an.

Old Lady from Capbon (c) Yosra Tebourbi

Es gibt Ärzte, Anwälte, Lehrer und Priester und dann gibt es auch noch mich, die Paprikaschrulle, die Tag aus Tag ein hier sitzt und mit versteinerter Miene in die Menge blickt. Apropos Menge, heute sind nicht so viele Leute hier. Ist ja auch ne Schande dieses trockene Wetter. Die Luft fühlt sich an wie Schmirgelpapier. Ah, eine Kundin. Maria die gute Alte, jeden Tag ein nettes Wort für mich. Und eine wahre Paprikagöttin. Im Laufe der Jahre hat sie mir sicher schon zweihundert Varianten Paprikagerichte gegeben. Was wohl heute auf dem Speiseplan steht? Reis mit Bohnen und Paprikagemüse? Hähnchen in Salsa? Oder das weitum gelobte Paprikasüppchen? Ach egal, ist doch eh immer dasselbe. Ich bin die Paprikatante der Stadt und habe eigentlich Paprika satt. Haha, ich bin witzig. Eine verkannte Dichterin, ein Genie! Wenigstens haben meine Kinder nicht dasselbe Schicksal. Gott sei Dank ist Alba schön und hat einen wohlhabenden Mann gefunden. Und Angel ist Obstverkäufer und im regen Austausch mit den Bauern. Abwechslungsreicher als mein Tag alleweil. Als Kind wollte ich immer Krankenschwester werden. Ach, wem sage ich das überhaupt, ich weiss ja, was ich werden wollte. Aber ich tue ja doch was für die Gesundheit der Leute, Paprika ist gesund, das weiss doch jedes Kind. Beugt Erkältungen und manchen Leiden vor. Ich bin die Paprikapatronin der Stadt! Dank mir wird niemand mehr krank. Haha, ich bin doch eine Witztante. Eine verkannte Witzziege. Stellt mich auf die Bühnen der Welt. Das Paprikacabaret wäre ein Riesenerfolg. Shows in Santiago, Mexiko City und Rio. So, noch eine Stunde, dann gehe ich nach Hause. Und morgen dann schon wieder hier. Vielleicht sollte ich die Branche wechseln. Wie wäre es mit Kartoffeln? Es sind schon viele tolle Gespräche durch Kartoffeln entstanden. Auf zu neuen Ufern! Ja, was hätten Sie gerne? Zwei Pfund Paprika …

Joël Cipirano ist PH-Student auf der Sek I-Stufe.

Von Bloody Marys und Plattenspielern

Seit 2009 schreiben die Tutorinnen und Tutoren des Schreibzentrums schon für das Magazin Akzente  der PH Zürich.
In der Studikolumne der Mai-Ausgabe (2/2022, S. 25) gibt unsere Tutorin Lisa Morellini einen Einblick in ihre Wochenendvorsätze und erzählt, warum sie fünf auch mal gerade sein lässt, wenn am Sonntag ab 14 Uhr bunte Drinks gereicht werden.

Haare stutzen

Von Lisa Thwaini

Bevor wir ihre Gesichter pudern, rasieren wir den soeben Verstorbenen Backen, Kinn und Oberlippe. Es wäre würdelos, sie zuwuchern zu lassen wie alte Ruinen, sagen wir uns. Es war ihm immer wichtig, gepflegt auszusehen, er hätte auch jetzt darauf bestanden.

Gepflegt sein, heisst: nicht verwildern, nicht wie die anderen Tiere sein. Der Körper als Wildnis, die begärtnert werden muss. Das Fell als Dickicht, das gerodet gehört. Rasiere keine Achselhaare! Hör auf, deinen Bart zu modellieren! Kümmere dich nicht um spröde Enden! Entwirre keine Knoten!

Im Wald lebt ein Heiliger. Sein Haupthaar reicht ihm bis zu den Kniekehlen, sein Bart bedeckt seine Genitalien, so dass er sich vor Gott nicht schämen muss. Tagsüber betet er, nachts bettet er sich auf Moos und schläft ruhig, denn die Tiere des Waldes sind mit ihm.

«Wilder Mann», Illustration aus einem Nürnberger Schönbartbuch, ca. 1600 (Wikimedia Commons)

Fast vier Jahre dauerte es, bis ihr Haar richtig wuchs, bis man es endlich zu kleinen Zöpfchen flechten konnte. Die Kopfhaut spannt, doch sie findet sich wunderschön. Eine Fee mit Haaren aus Mond- und Sternenlicht.

Sie ist überzeugt, dass die Haare der Reichen besser aussehen. Besser, das heisst: gesünder, dichter, kräftiger. Sie benutzen dafür teure Wundermittel, die tatsächlich wirken. Haarmasken mit Extrakten aus Ginkgo und menschlicher Placenta. Oder sie spritzen sich Blut von Sportlern in die Kopfhaut, zur Verjüngung der Follikel.

Im Sonnenlicht sieht man den Schädel durch ihr schütteres Haar scheinen. Es ist fein wie Spinnfäden, löst sich fast auf unter den Blicken der Leute. Dünnes Haar, das heisst: Zerfall, Verlust der Lebenskraft. Es ist Zeichen der Sünde, auf die falschen, die billigen Wundermittel vertraut zu haben. Jene, die die Kopfhaut verätzen und das Haar brüchig machen – wie blöd kann man nur sein?!

Am Ende der Welt hält ein Cyborg Wache. Wenn ihre Maschinenaugen eine Bewegung in der Ferne erfassen, fokussieren sie scharf und zielgenau; nichts entgeht ihrem Blick. Auf ihrem metallenen Schädel spiegelt sich das Sternenlicht. Ein Schwarm Vögel jagt über sie hinweg und quietscht dabei wie rostige Scheren. 

Derweil träumt der Fleischteil ihres Gehirns von Hasen und Rehen, die zu ihren Füssen grasen.

Lisa Thwaini studiert an der PH Zürich und ist Tutorin im Schreibzentrum.

Schreiben verbindet

Erik Altorfer und seine Kollegin Amel Meziane von der Universität Tunis haben im Rahmen des SINAN-Projekts eine Unterrichtsreihe zu kreativem Schreiben konzipiert und in Zaghouan/Tunesien und Zürich erprobt. Für den Lifelong Learning Blog der Abteilung Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung haben sie unter dem Titel «The Bridge Between Us» gemeinsam einen Beitrag zu ihrer internationalen Zusammenarbeit verfasst und würdigen darin auch den Poetry-Slam-Schreibwettbewerb und das mehrsprachige Booklet mit den Texten und Gedichten der Sieger:innen.