Medienkonsum oder Mediennutzung?

Peter Holzwarth

Immer wieder liest und hört man den Begriff „Medienkonsum“, auch im Zusammenhang mit der Rezeption von Nachrichten („Newskonsum“).

Für viele Menschen hat der Begriff „Konsum“ eine negative bzw. kulturkritische Konnotation. Nutzende werden als passiv konzipiert. Der Gegenstand des Konsums gilt als eher minderwertig, z. B. „Zuckerkonsum“, „Heroinkonsum“ oder „Drogenkonsum“, bezogen auf Medien „Pornokonsum“ oder „Internetkonsum“.

Medieninhalte, die als kulturell hochwertig gelten, werden selten mit dem Begriff „Konsum“ in Verbindung gebracht, z. B. hört oder liest man kaum: ein Rilke-Gedicht konsumieren, ein Klavierkonzert von Mozart konsumieren, die NZZ konsumieren, ein Kinderbuch konsumieren, einen Hesse-Roman konsumieren oder ein Theaterstück konsumieren.

Viele Mediennutzungsformen können potenziell entwicklungsförderliche und problematische Aspekte beinhalten, je nach Person, Inhalt und Kontext. Es ist wichtig, bei jedem Medienphänomen eine differenzierte Sichtweise einzunehmen in Bezug auf Chancen und Risiken.

Ergebnisse der Mediennutzungsforschung zeigen immer wieder, dass bei rezeptiver Nutzung von Medien durchaus auch aktive Prozesse ablaufen, z. B. Selektion, selektive Aufmerksamkeitszuwendung, Bedeutungskonstruktion, Füllung von Leerstellen, Herstellung intertextueller Bezüge, Abgleich mit der eigenen biographischen Erfahrung, Reflexion über Plausibilität oder Anschlusskommunikation.

Um eine Vorverurteilung zu vermeiden, ist es sinnvoll, neutraler von „Mediennutzung“ zu sprechen und danach differenziert Chancen und Risiken zu analysieren und zu benennen.

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