Die Krönung

Nadia Gsell

Der Stab erhebt sich, das letzte Gemurmel verstummt, und für eine Millisekunde ist es mucksmäuschenstill. Nach dem hörbaren Einatmen der Musiker erklingt eine Fanfare, die meine Augen schliessen lässt. Die ersten Klänge ziehen mich sofort mit in ihre Traumwelt, die sich fern von meiner Wirklichkeit befindet. Plötzlich sehe ich mich inmitten eines Schlosses, bei dem die Krönung der angehenden Königin im Gange ist. Alle Bürger strahlen vor Freude, jubelnd und gratulierend stehen sie in den Mengen. Die Trompeten oben auf den Rängen spielen die majestätischen Töne, welche abgestimmt mit den Schritten der Königin sind. Doch schlagartig ändert sich die Szenerie und drei maskierte Männer kommen anzurennen. Die Musik wird schneller, mein Puls rast. Es herrscht Panik, Chaos und alle Bürger fürchten um ihr Leben. Ein lauter Schrei hallt durch den Raum und ich sehe, wie die Königin zusammenbricht. Ihr Gesicht schmerzverzehrt, aber nicht durch einen körperlichen Angriff. Vielmehr fällt ihr Blick auf die Diebe, die mit ihrem über Generationen weitergegebenen Mantel verschwinden. Mit einem Mal wird es ruhiger, die Menschen schauen auf und aus dem Tor kommt ein Ritter. Ein Ritter in strahlender Rüstung und einem Pferd, welches das beeindruckendste Fell hat, das ich je gesehen habe. Hörbar wird die Musik wieder friedlicher, majestätischer und hoffnungsvoller. Der Ritter geht in moderatem Tempo, hilft der zusammengebrochenen Königin und gibt ihr das Versprechen, die Diebe zu finden.
Jubeln der Bürger ertönt, Hoffnung blüht auf und der Ritter reitet im Galopp aus dem Schloss hinaus. Die Musik wird angenehm, ich fühle mich, als wäre ich der Ritter. Reitend durch die schönsten Landschaften, über Felder, Berge und endlose Weiten. Hie und da höre und sehe ich unterschiedliche Tiere. Doch plötzlich verstummt die Musik, meine innere Traumwelt verdunkelt sich und ich höre nur noch das erleichterte Atmen der Musiker. Ich schlage die Lider auf, sehe wie der Dirigierstab sich senkt. Tosender Applaus füllt meine Ohren und ein kleiner Tropfen schwappt aus meinem Auge über die Wange. Danke Musik.

Nadia Gsell ist Studentin der Sekundarstufe I.

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