Im Moment befinde ich mich im Austauschsemester in Cardiff. Ich wohne mit fünf Mitbewohner*innen zusammen in einem Haus mit einem kleinen «Garten». Dieser 15-Quadratmeter-Teerplatz hat mich während zwei Lockdowns am Leben gehalten. Ich sass, ich las und ich genoss die Sonne und den Regen. Nichts konnte mich daran hindern, draussen zu sitzen, meinen Tee zu trinken und eine Kippe nach der anderen zu rauchen. Nun bin ich aber schon wieder auf der Suche nach einer Wohnung in Zürich. «Auf der Suche» ist etwas gut gemeint, zu aktiv, ein wenig gelogen. Zwei gute Freundinnen haben die ganze Arbeit getan und auch eine charmante Wohnung im Herzen der Stadt gefunden, die sogar preislich tragbar ist.
Einziger Haken: Kein Balkon.
Kann ich auf diesen Luxus verzichten?
Wohl eher nicht.
Tue ich es trotzdem, weil ich zu faul bin, etwas Neues zu suchen?
Ziemlich sicher.
Luxus in Zürich
Zürich im Luxus
Zürich nur mit Luxus
Wir als Zürcher*innen sind uns oft nicht bewusst, wie gierig und süchtig wir nach Luxus sind. Natürlich wissen wir, dass wir in einer der reichsten und teuersten Städte der Welt wohnen, doch dass wir ohne unseren Lebensstandard – der sehr wohl luxuriös ist – ziemlich verzweifeln, fällt erst in der Pandemie auf. Wir verzichten ungern auf ein Abendessen in einem trendigen Restaurant oder auf ein Bier in der Lieblingskneipe. Tanzen in einem überfüllten Club war lange noch möglich. Im Vergleich zu anderen Ländern leben wir hier noch mit sehr vielen Freiheiten.
Denn wir verlassen uns ja auf «gesunden Menschenverstand» und «Eigenverantwortung».
digital painting, 2020, sooji kim
Verstand und Gefühl
Verstand mit Gefühl
Gefühl mit Verstand
Wer sich mit Jane Austen auskennt, kennt Sense and Sensibility. In der deutschen Übersetzung heisst der Roman Verstand und Gefühl. Die Geschichte handelt von zwei Schwestern, deren Charakter grundsätzlich im Kontrast stehen. Elinor, die ältere Schwester, handelt gerne mit Verstand und gibt selten ihre Gefühle preis. Marianne spricht aus ihrem Herzen und lässt sich von ihren Gefühlen und Emotionen leiten.
Denial and shame
Shame in denial
Denial, shame and inebriation
She looks at me. I look at her, ashamed. Between us there are twenty centimetres, a sink and the mirror on the wall. I wash my hands, my face and stare at my reflection again.
Big pupils, small eyes. A lot of different highs, little consciousness.
I stumble out of the bathroom. Pleased with my condition, but annoyed to feel the urge to be intoxicated. Or am I annoyed at the sober reality?
Smoke until you vomit. Drink until you fall. Swallow until you feel numb.
I tell myself it wouldn’t happen too often, it’s just a phase.
That’s me. But that’s not what I was expecting to become, not what I was hoping to be.
Angelica Maria Bühler studiert an der PH Zürich und arbeitet als Tutorin im Schreibzentrum.