Wie ist es, wenn ein Profi ungeprobt vorliest? Am zweiten Schweizer Vorlesetag besuchte Elisa Plüss, der Jungstar des Schauspielhaus Plüss die PHZH. Die Schnellsprecherin aus «Totart Tatort», die Sprachgesangskünstlerin aus «Die Toten», die Wortwandlerin aus «44 Harmonies from Apartment House 1776». An der PHZH las sie vor, was die Zuschauerinnen und Zuschauer ihr vorlegten. Selbstgeschriebene Slamtexte, einen Songtext von Deichkind, den Wikipedia-Eintrag zur Traubensorte Vernatsch, Fragen und Forderungen zum Schweizer Frauenstreik und James Joyce-Zitate. Alles spontan und ungeprobt.
Elisa Plüss verstand es, in die Texte hineinzuhorchen und sie zum Blühen zu bringen. Sie kommentierte ihr Vorgehen und so konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer den Profi aus nächster Nähe bei der Annäherung an ungelesene Texte beobachten. Ein absolutes Highlight war Elisa Plüss’ Gestaltung der Sprechblasen aus La Porta, die ganz ohne Sprache auskommen!
Im Anschluss an die Lesung gab Elisa Plüss im Gespräch mit Moderator Erik Altorfer Tipps, wie das Vorlesen geübt werden kann. Mit dem Einsatz von praktischen, umsetzbaren Tricks wird das Vorlesen zu einem Genuss für die Zuhörerinnen und Zuhörer – und auch für den Vorleser oder die Vorleserin selbst.
Tipps und Tricks von Elisa Plüss für Lehrpersonen und andere Vorleser*innen
- Jede und jeder kann vorlesen.
- Texte spontan gestalten, wenn Ihnen das Spass macht. Ihre Freude überträgt sich auf das Publikum.
- Nicht in einem offiziellen, distanzierten Ton vorlesen.
- Eine Phantasie zum Text entwickeln und den Rhythmus des Textes erfassen.
- Texte nicht prima vista (unvorbereitet) vorlesen, sondern vorab mehrere Male für sich alleine lesen. Dabei den Sinn des Textes zu verstehen versuchen.
- Schwierige Wörter mehrmals lesen und aussprechen lernen.
- Während des Vorlesens: Spontan agieren, versuchen im Moment zu bleiben und sich treu zu sein.
- Evtl. eigene Gedanken, Kommentare zum Text während dem Vorlesen laut aussprechen. Das hilft, selbst wieder im Moment anzukommen.
- Verhaspeln sich Vorleser*innen, hinterlassen sie beim Publikum meistens einen charmanten Eindruck.