In QualityLand gibt es für jedes Problem eine App. Man braucht sich nicht über ein schreiendes Kind aufzuregen, sondern lässt ihm beim Arzt einen Hormonchip einpflanzen und drückt auf dem QualityPad die Taste beruhigen.
Eine Portion Progesteron lässt das Kind im Nu verstummen. Etwas komplexer wird es bei selbstfahrenden Autos. Wer soll bei einem Unfall überfahren werden, ein Milliardär oder eine Gruppe von Kindern? Das kommt ganz auf den Besitzer des Fahrzeugs an, denn die eine Moral gibt es nicht, das Auto des Umweltschützers hat eine andere als jenes des Drogendealers. Fest steht: In QualityLand kosten moralisch enthemmte Autos mehr und die Lösung der moralischen Dilemmas bleibt den Maschinen überlassen. Für Menschen lautet die Antwort auf alle Fragen, die sie betreffen, «ok». Sollen Maschinen künftig menschlicher und Menschen digitaler werden? Diese Frage stellt sich den Lesern von Marc-Uwe Klings Dystopie. Noch gibt es mehr Antwortoptionen als «ok».
Martina Meienberg
Kling, Marc-Uwe. QualityLand. Berlin: Ullstein, 2017. 384 Seiten.
Die Rezension ist erschienen in Akzente 1 (2019): S. 35.