Vorfeld
«Das Militärische schwitzt der Sprache aus allen Poren. Sehr beliebt ist die Epaulettenträgerformulierung ‹im Vorfeld› – die traditionell das Gelände beschreibt, das der eigenen Gefechtsstellung vorgelagert ist. Wenn es aber heisst, ‹im Vorfeld eines EU-Gipfels› sei dieses oder jenes geschehen oder zu erwarten, ist damit ganz simpel ‹vor dem EU-Gipfel› gemeint. Das scheint für die Zwiesprache aus Politik und ihrem Verlautbarungsjournalismus aber zu klein und zu wenig bedeutungssuggestiv zu sein; ‹im Vorfeld› klingt gravitätisch, ‹im Vorfeld› bahnen sich grosse Dinge an, da dröhnt schier schon der Boden. (…) Das ursprüngliche Vorfeld war ein geographisches; ‹im Vorfeld› einer Investition oder einer Wahl et cetera ist dagegen temporär aufzufassen. Die Formulierung ist also nicht nur aufgeplustert, sondern auch schlicht falsch. Das stört aber niemanden, der sich routiniert und gern im Vorfeld gewichtiger Ereignisse bewegt; für Luftpumpenrhetoriker kann es gar nicht genug Vorfelder geben. Und der deutsche Soldat bleibt sowieso für alle Zeiten unbesiegt, zumindest im Vorfelde» (Droste 2013, 69).
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Aus: Droste, Wiglaf. 2013. Sprichst du noch oder kommunizierst du schon? Neue Sprachglossen. München: Wilhelm Goldmann.