Die Frau schaut ihn erschrocken an, da der Jugendliche sie mit seinem Blick so ernst fixiert, dass ihr so unheimlich zumute wird, dass sich ihre Nackenhaare aufstellen. Der Jugendliche packt die Frau am Arm und zieht sie grob zur Seite.«Mein Name ist Pedro. Und mein Freund ist ein Fisch. Weil ich ihn kaltgemacht habe. Kalt wie der Fisch auf dem Fischmarkt. Zappelt kein bisschen mehr. Und du wirst mir helfen, ihn zu beseitigen!» – «Lieber wäre ich am Schäfchen zählen, statt deinen Scheissgeschichten zuzuhören.»
Geschichte Nr. 32 von Marcel Flütsch
Wie geht es nun mit der Geschichte weiter? Ganz nach Gusto: Wer’s gerne deftig hat – lachender, heulender Mann, Klappmesser, blutende Laufmaschenfrau – geht zu Geschichte Nr. 40 von Helen Kaufmann. Wer’s noch deftiger haben will – grausamer Gestank, Klappmesser – toter Hund, liest Geschichte Nr. 47 von Daia von Planta.
Und wer sich dann noch keinen Reim machen kann, blättert im Büchlein zurück zu Geschichte Nr. 06 von Carmen Luzi und reimt sich am besten selbst etwas zusammen. Zum Beispiel, wenn sie zu ihm respektive er zu ihr sagt: «Was hast du Alter?» «Ich sage nur Fisch.»
Und so funktioniert das Büchlein, das anlässlich unseres Schreibevents zur Schweizer Erzählnacht 2014 entstanden ist: Eine Autorin beginnt eine Geschichte, ein anderer Schreiber treibt sie weiter und eine dritte führt die Geschichte zu Ende und manch eine zu neuen Ufern. Oder wie in diesem Fall verzweigt und verästelt sich die Geschichte.
Die Ausgangslage ist die folgende: «Samstagabend, eine Bar im Zürcher Kreis 4». Dann wird mit Würfeln Emoticons und Gegenstände gewürfelt und schon flitzten die Geschichten in unterschiedliche Richtungen. Wohin, liest sich in start new game, dem Büchlein, das Geschichten von SekundarschülerInnen, Studierenden und Mitarbeitenden der PH Zürich vereint.
Bereits seit 2009 entsteht so jedes Jahr ein Büchlein. Gedruckte Exemplare aller Jahre können weiterhin zu je CHF 2.– beim Schreibzentrum erworben werden.