von Marcel Flütsch, Loris Trentini und Gabriel Mateos Sánchez*
Über 60 kluge Köpfe aus Forschung und Lehre trafen sich zur Tagung des Forums Deutschdidaktik an der PH Bern. Das Thema: Sprachliches Lernen und Modellieren.
Das minimalistische Ambiente an der PH Bern besitzt seinen eigenen rohen Charme. Es war ein erster Frühlingstag. Die Vögel zwitscherten. Doch im ersten Plenumsreferat von Prof. Dr. Andreas Gold endete die Beschaulichkeit: Hattie sei ein Mythos! Denn Hatties Metaanalyse zu Faktoren des Lernerfolgs weisen bei genauerer Betrachtung Mängel auf. So findet die Kategorisierung oft willkürlich statt, die Qualität der einzelnen Metaanalysen ist teilweise zweifelhaft und bei älteren Studien fehlen Kontrollgruppen. Diese Schwierigkeiten führen dazu, dass sich so ziemlich jeder und jede bei Hattie bedienen kann, um den eigenen Standpunkt zu untermauern.
Im zweiten Vortrag zeigte Prof. Dr. Afra Sturm zwei Wege auf, wie Schreibkompetenzen verbessert werden können: durch Modellieren von Schreibstrategien und durch eine individuelle Begleitung. Sturm wollte in den beiden Zugängen keinen Gegensatz sehen, sondern plädierte für einen kombinierten Ansatz.
Nach einem Mittagessen am Buffet und mit den Strahlen der Berner Sonne ging es am Nachmittag in drei verschiedenen Workshops zum Thema Modellieren in unterschiedlichen Domänen weiter. Man hatte sich zu entscheiden zwischen Mündlichkeit (Brigit Eriksson und Stefan Hauser), Lesestrategien (Maik Philipp) und literarischem Lernen (Simone Fässler und Stephan Nänny). Wir entschieden uns für Letzteres und hofften auf etwas Handfestes, auf eine konkrete Idee für den Unterricht. Wir wurden nicht enttäuscht.
Dr. Simone Fässler und Stephan Nänny von der PH Thurgau stellten ihre Methode des literarischen Dialogs lebhaft vor, indem sie die Teilnehmenden miteinbezogen. Diese lasen zuerst einen Text und wählten dann zu zweit eine interessante Stelle aus, die sich zum Imaginieren eignete. Anschliessend dachte sich jeder eine Frage aus, die nur durch das eigene ‚Kopfkino‘ zu beantworten war. Zum Schluss wurden die Antworten miteinander verglichen und diskutiert. Die Methode war zwar nicht ganz unumstritten. Einige Teilnehmende störten sich daran, dass den literarischen Werken etwas hinzugefügt werde, das vom Autor eventuell ganz bewusst weggelassen worden sei. Für den Unterricht scheint uns diese Methode jedoch vielversprechend und ergiebige zu sein.
Den Einblick hinter die Kulissen der Deutschdidaktik fanden wir sehr interessant. Es war spannend zu sehen, dass sich viele Menschen leidenschaftlich dafür einsetzen, dass Schülerinnen und Schüler erfolgreicher Lernen. Abgesehen davon nehmen wir noch eine weitere Erkenntnis mit nach Zürich: In Bern läuft wirklich alles ein bisschen gemütlicher.
*Marcel Flütsch, Loris Trentini und Gabriel Mateos Sánchez sind Sek 1-Studenten an der PH Zürich und Tutoren am Schreibzentrum.