Von Menschen und Schwänen

Foto: © Hans-Peter Klauser / Fotostiftung Schweiz
Foto: © Hans-Peter Klauser / Fotostiftung Schweiz

Fotos erzählen Geschichten, im vorliegenden Fall zum Beispiel diese: Ein grosser weisser Schwan ging mit seinen grauen Schwanenkindern an Land, um Menschen anzusehen. Da trafen sie auf einen grossen schwarzen Mann mit vielen kleinen Menschlein. «Da schaut her», sagte der Schwan, «das sind Männedorfer. Sie leben in Häusern. Im Sommer kommen sie auf den See. Die Menschenkinder machen viel Lärm und spritzen wild um sich. Menschen schwimmen nicht so ruhig wie wir Schwäne.»
Der Lehrer seinerseits dürfte seinen Schülerinnen und Schülern auf dem naturkundlichen Streifzug zum Seeufer analoge Informationen über die Schwäne mit auf den Weg gegeben haben. Er überragt die Kinderschar, und seine Körperhaltung steht im Kontrast zur Ehrfurcht, der Neugierde und der Belustigung, die seine Schülerinnen und Schüler ausstrahlen. Er doziert und ist im Element.
Das Bild hat der Fotograf Hans-Peter Klauser 1936 in Männedorf aus der Schwanenperspektive aufgenommen. Es überrascht durch die Gegenüberstellung von Schwan und Lehrer, die sich auf Augenhöhe zu begegnen scheinen. Die Kinder und die jungen Schwäne mustern einander und bilden zwei konzentrische Halbkreise. Der Junge mit dem Fahrrad ist wie der Fotograf ein Aussenstehender. Er scheint vom Landgang der Schwäne fasziniert zu sein. Der Fotograf erkennt den Charme der Szene, bannt sie auf Film und erzählt uns so seine eigene kleine Geschichte.

(Fotografisches Fundstück von Thomas Hermann aus der Zeitschrift «Akzente» 3 (2014): S. 38.)

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