«Jetzt ist schon wieder was passiert.
Aber ein Tag, der so anfängt, kann ja nur noch schlechter werden. Das soll jetzt nicht irgendwie abergläubisch klingen. Ich gehöre bestimmt nicht zu den Leuten, die sich fürchten, wenn ihnen eine schwarze Katze über den Weg läuft. Oder ein Rettungsauto fährt vorbei, und du musst dich sofort bekreuzigen, damit du nicht der nächste bist, den der Computertomograph in hunderttausend Scheiben schneidet.
Und Freitag der Dreizehnte sage ich auch nicht. Weil es ist Montag der 23. gewesen, wie der Ettore Sulzenbacher mitten in der Pötzleinsdorfer Strasse gelegen ist und zum Steinerweichen geheult hat.»
Es gibt Leute, die mögen es nicht, wenn sie von Wildfremden geduzt werden. Denen würde ich Wolf Haas nicht empfehlen, denn der duzt jeden, der seine Krimis liest! Andererseits ist das ja vielleicht nur ein Pseudonym, das mit dem Wolf und dem Haas, ich meine, tönt doch irgendwie verdächtig. Wie dem auch sei, empfehlen tue ich ihn trotzdem, unbedingt sogar, nur schon deshalb, weil er ein blutiger Anfänger ist. Blutig, versteht sich von selbst für einen Krimi, aber Anfänger, nicht so wie Sie jetzt vielleicht meinen, nein, wirklich, der kann anfangen, da hört alles auf.
Ein Haas-Krimi beginnt in der Regel so: «Jetzt ist schon wieder etwas passiert.» Gut, gefällt vielleicht nicht jedem. Aber ich mag so was, umso mehr als ich mich in der Regel schwertue mit Anfängen und deshalb nicht ungern in eine Geschichte reingeritten werde. Und wenn ich mal drin bin, bleibe ich auch gern und schaue genüsslich zu, wie der Haas Wolf mit der Sprache herum schwadroniert, sie solange biegt, bis sie bricht und ein Aufschrei durch die Feuilletons geht: Gebrochene Sprache, kaputte Grammatik!
Wolf Haas: Komm, süsser Tod. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2000. 224 Seiten.
Oder? Damit wir mit allen Hasen und Füchsen etwas länger sterben können. In unvermittelten mitten Drin einer Geschichte und in einfach verquer eigener Sprachgrammatikwelt. In den Haas-Stücken, die auch Krimihasserinnen erfolgreich anlocken, ist mehr als ein Grillmaiskolben begraben.
Kurz und klar: Ja. Süss? Vielleicht weniger. Doch es gibt ohnehin zu viel Adjektive. Ein Text auch für Fortschrittene und NonHaserDeusen.