«An Angel at My Table» (1990)«Ein Engel an meiner Tafel» (Janet Frame)«Ein simpler Eingriff» (Hanser 2022)«Severance» (2022)
In ihrer Autobiografie «An Angel at My Table» – von Jane Campion 1990 bildstark und poetisch verfilmt – beschreibt die neuseeländische Schriftstellerin Janet Frame ihren Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik. Zur Behandlung einer (fehldiagnostizierten) Schizophrenie wird sie mit Elektroschock behandelt und soll sich schliesslich einer Lobotomie unterziehen.
«For All Mankind» (Apple TV 2019–2021)«The Plot Against America» (HBO 2020)«Verschwörung Gegen Amerika» (Rowohlt 2007)«Eroberung» (Rowohlt 2020)
Geschichtsschreibung folgt den Tatsachen und erzählt uns die Vergangenheit. Kommen neue Fakten ans Licht, verschiebt sich das Gefüge. Die Historie muss umgeschrieben werden. Einen anderen Ansatz verfolgt die kontrafaktische Geschichte. Im Vordergrund steht nicht mehr die Frage, was war und wahr ist, sondern eine gewagte Hypothese: Was wäre, wenn …? Mit diesem Blickwechsel bewegen wir uns unweigerlich ins Reich der Fiktion.
Mit fünfunddreissig beschliesst Nora Seed zu sterben. Die Hauptfigur in Matthew Haigs zauberhaftem Roman «Die Mitternachtsbibliothek» (Droemer 2021) gelangt jedoch nicht ins Jenseits, sondern findet sich in einer Welt zwischen Leben und Tod wieder. Punkt Mitternacht bleibt die Zeit stehen und Nora betritt eine Bibliothek mit endlosen Regalen. Jedes Buch bietet ihr die Chance, Entscheidungen zu revidieren und verpasste Versionen ihres Lebens auszuprobieren – als Olympiaschwimmerin, Musikerin, Philosophin, Mutter oder Gletscherforscherin. Aber welches davon ist das beste Leben?
«Es war einmal …» – So beginnt für gewöhnlich das Märchen. Auch Carlo Collodis Pinocchio (Anaconda 2011) setzt mit dieser Formel ein. Aber der Erzähler hält inne und belehrt sein junges Publikum, dass dieses Märchen nicht mit einem König, sondern einem Stück Holz anfängt.
Das Dilemma mit den sozialen Medien. (Netflix, 2020)
Lassen wir mit der Verbreitung und Nutzung von Social Media zu, dass unser gesellschaftlicher Zusammenhalt kaputtgeht, dass wir manipuliert werden, dass wir süchtig oder depressiv werden? Es scheint so: Der Dokumentarfilm lässt Technologie- und Finanzexpertinnen und -experten zu Wort kommen, die aufgrund ihrer früheren Arbeit bei Social-Media-Firmen einen vertieften Einblick in deren Strategien, Ziele und Methoden haben.
«Als Hitler das rosa Kaninchen stahl» (Warner Bros. Entertainment, 2020)
Unbeschwerte Kindheit in einem wohlhabenden Berliner Intellektuellenhaushalt, 1933 überstürzte Flucht vor den Nazis, Exil in der Schweiz, Paris, schliesslich London: Stationen im Leben der neunjährigen Anna, Tochter des jüdischen Theaterkritikers Arthur Kemper (alias Alfred Kerr) und der Pianistin Dorothea.
Woher kommt die Traurigkeit in Astrid Lindgrens Kinderbüchern? Etwa wenn Pippi am Weihnachtsabend in den Himmel schaut und ihrer verstorbenen Mutter vorschwindelt, dass sie ganz viele Geschenke erhalten habe, nur damit sich diese keine Sorgen macht. Antworten finden sich im Film Astrid.
Maschinen führen ein Eigenleben. Manchmal hilft gut zureden oder ein Neustart. Aber was tun, wenn der menschliche Roboter Gefühle und Bewusstsein entwickelt und seinen eigenen Willen durchsetzt?
«Wie viel Verschiedenheit verträgt die Freundschaft?» Das fragte schon Aristoteles. Er meinte, dass wahre Freundschaft nur unter Gleichgesinnten und tugendhaften Menschen möglich sei.
Wenn ein Film oder eine TV-Serie ankündigt, alles beruhe auf einer wahren Geschichte (nur die Namen seien geändert worden, um die Opfer zu schützen), so ist dieser Hinweis stets mit Vorsicht zu geniessen. Man möchte sogar behaupten, es handle sich dabei um ein Fiktionalitätssignal erster Ordnung. In Roman Polanskis Film nach einem Roman von Delphine de Vigan ist das nicht anders.