Welche Rolle spielt eine Schule für ein Dorf? Und was bedeutet ihre Schliessung für die Gemeinschaft? Arno Camenisch hat ein Buch über den Abschied geschrieben – mehr noch: über das Verschwinden einer Welt.

Herr Anselm ist seit über 30 Jahren Schulabwart in der Surselva. Er erzählt seiner verstorbenen Frau in Form eines inneren Monologs von der drohenden Schliessung des «Flaggschiffs» – so nennt er seine Schule, die für ihn die Seele des Dorfes ist. In altbekannter Manier spickt der Autor seinen Roman mit Bündner Dialekt und zahlreichen Lebensbeobachtungen. Die Uhr im Bergdorf tickt langsam – das suggerieren die ausufernden Beschreibungen vermeintlicher Nebensächlichkeiten, die dadurch in den Mittelpunkt rücken. Camenisch lenkt die Aufmerksamkeit auf Menschen, die sonst nicht im Zentrum stehen, und er richtet unseren Blick auf die kleinen Dinge des Lebens, die eigentlich sehr gross sind. So ist Herr Anselm mehr als ein Buch über eine Schule – es ist ein Buch über Menschenliebe und wahre Grösse.