
Den traditionellen Medien geht es nicht gut. Ob Zeitung oder TV, öffentlich oder privat, alle entlassen Journis. Und ich fühle mich mitverantwortlich. Zuerst einmal aus den üblichen Gründen: Ich lese keine Zeitung regelmässig, habe kein Abo und klicke jede Werbung weg. Dafür schaue ich Youtube-Videos von herzigen Hunden und von Leuten, die ihre Wohnung putzen. Überspitzt gesagt ruiniert mein Medienmenü also den für die Demokratie so wichtigen Journalismus. Das ist aber noch nicht alles.
Vor meinem Quest-Studium an der PHZH habe ich mich als promovierte Medienforscherin täglich mit den Problemen der Medien beschäftigt. Nun betrachte ich diese Probleme, die ich nicht lösen konnte, aus sicherer Entfernung. Und wünschte, ich hätte mehr tun können.
Natürlich weiss ich, dass der digitale Umbruch, der die traditionellen Medien seit Jahren herausfordert, unvermeidlich war. Genauso unvermeidlich wie der Umbruch in meinem eigenen Leben, der mich von der Medienforschung an die PHZH gebracht hat. Insofern sitzen wir also im gleichen Boot, die traditionellen Medien und ich, und müssen uns in einer neuen Situation zurechtfinden.
Was meine berufliche Zukunft betrifft, bin ich optimistisch. Was die traditionellen Medien betrifft, hoffe ich, dass auch sie den Rank noch kriegen. Weil ich dann nicht mehr das ungute Gefühl haben müsste, dass ich die Medien hätte retten können, es aber nicht getan habe.