Milch spielte schon in Andreas Sutters Kindheit eine grosse Rolle. Auf einem Bauernhof aufgewachsen, brachte er meist zweimal täglich die Milch in die Käserei. Da der heutige Student der Sekundarstufe II auch selbst fürs Leben gern Quark, Joghurt und Käse isst, lag für ihn die Berufswahl nahe: Er lernte Milchtechnologe.
Nach Erfahrungen als Käser in Kanada bereitete er sich in einem Vorkurs auf die Aufnahmeprüfung an der PH St. Gallen vor und studierte Primarlehrer. Er hatte drei Jahre lang unterrichtet, als ihn die Berufsschule für Milchtechnologinnen und -technologen (BZWU) in Flawil anrief, um ihn als Lehrer zu gewinnen. «Ich musste nicht lange überlegen und sagte sofort zu», lacht der 34-Jährige. «Mit diesem Job kann ich beide Leidenschaften unter einen Hut bringen.» In der ersten Zeit hüpfte er zwischen Primar- und Berufsschule hin und her. Vor einem Jahr begann er das Studium an der PH Zürich und konzentriert sich seither mit einem 80-Prozent-Pensum auf die Berufsschule.
Im grosszügigen Gebäude in ländlicher Umgebung unterrichtet Andreas Sutter mit engem Bezug zwischen Theorie und Praxis. Angehende Milchtechnologinnen – etwa ein Drittel der Lernenden sind weiblich – und Milchpraktiker (zweijährige Lehre) üben in Flawil an einer Modellanlage, wo sie Butter, Glace oder Käse herstellen. «Häufig gibt es etwas Feines zu verkosten», erzählt Sutter strahlend. Im Labor oder im Schulzimmer erfahren die Lernenden zum Beispiel, wie man unter dem Mikroskop Milchsäurebakterien in der Joghurtkultur erkennt oder den Fettgehalt bestimmt. Den Austausch mit den Mitstudierenden, die aus ganz anderen Branchen stammen, findet Sutter bereichernd. Das anspruchsvolle Pensum zu bewältigten, geht jedoch nur mit hoher Effizienz und guter Abgrenzung. Neben Job und Studium hat er nämlich diverse weitere Interessen: Im Sommer geht er biken und im Winter auf Skitouren. Zudem hat er kürzlich das eigene Haus umgebaut. Und der Freitag gehört stets der Betreuung seiner drei Töchter, die ebenfalls vom Beruf ihres Vaters profitieren. Etwa wenn er ihnen frisch zubereitete Glace aus dem Unterricht mitbringt.