Die PH Zürich entwickelt die Quereinstieg-Studiengänge für Personen mit Hochschulabschluss (Quest PH Zürich) weiter. Individualisiertes, flexibles Lernen, Eigen- und Mitverantwortung und ein noch engerer Bezug zu den Kernaufgaben in der Praxis sind dabei wichtige Stichworte.
Die Studiengänge für Quereinsteigende mit Hochschulabschluss (Quest PH Zürich) sind ein Erfolgsmodell. 2011 lanciert, nehmen heute jährlich etwa 12 Prozent der neuen Studierenden ihr Studium in einem der Studiengänge Quest PH Zürich auf. Voraussetzungen für die Zulassung sind hier ein Bachelor auf Hochschulstufe (oder gleichwertig), drei Jahre Berufserfahrung sowie ein Mindestalter von 27 Jahren. Ab 2025 starten die Studiengänge Quest PH Zürich Kindergarten- und Unterstufe sowie Primarstufe neu im Herbst statt im Januar. Damit wird ein wichtiges Anliegen der Studierenden und des Berufsfelds erfüllt. Ebenfalls neu ist, dass die Studierenden den berufsintegrierten Studienabschnitt bereits nach einem Jahr Teilzeitstudium beginnen statt wie bisher nach eineinhalb Jahren. Ab da unterrichten sie 35 bis 60 Prozent eines Vollzeitpensums an einer eigenen Klasse. Barbara Jacober, Bereichsleiterin auf der Eingangsstufe, sagt: «Wir nehmen die Umstellung auf den Herbstbeginn zum Anlass, die Studiengänge mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft neu zu konzipieren.» Aktuelle und ehemalige Studierende sowie erfahrene Dozierende äusserten in einer Befragung ihre Anliegen – ihre Rückmeldungen sind in die Weiterentwicklung eingeflossen. Künftig werden noch vermehrt Wahlmöglichkeiten angeboten – individuelle Lernwege innerhalb der Studienangebote werden erweitert. Eine Studentin mit Masterabschluss in Psychologie beispielsweise vertieft sich direkt mit der konkreten Anwendung ihres Wissens in der Unterrichtspraxis, weil sie die Theorien bereits kennt. Die Ausrichtung an zu erwartenden Herausforderungen für die zukünftigen Lehrpersonen zieht sich als konzeptioneller Ansatz durch das ganze Studium. Entlang der Praxisgefässe und der damit verbundenen Entwicklungsfelder eignen sich die Studierenden passende Grundlagen in den erziehungs- und sozialwissenschaftlichen sowie auch in den fachdidaktischen Studienangeboten an. Alle Module eines Semesters richten sich auf einen gemeinsamen Schwerpunkt aus. «Im ersten Semester beispielsweise erforschen die Studierenden an ihren Praxistagen durch Beobachtung und Begleitung einzelner Schüler:innen deren Lernen und Entwicklung. Auf dieser Grundlage lernen sie, passende lernförderliche Aufgaben und Unterrichtsphasen zu konzipieren. Im zweiten Semester planen sie schon längere Sequenzen mit der ganzen Klasse», erklärt Claudia Defila, Studiengangsleiterin der Primarstufe. Gemeinsam mit Barbara Jacober koordiniert sie die Weiterentwicklung der Studiengänge Quest PH Zürich Kindergarten- und Unterstufe sowie Primarstufe.
«Sobald mehrere Studienjahrgänge laufen, können Angebote aus dem ersten, zweiten oder dritten Studienjahr kombiniert werden – je nach individueller Planung und Bedürfnissen der Studierenden», erklärt Claudia Defila weiter. «Studienunterbrüche führen dadurch nicht mehr zwingend zu einer Verlängerung des Studiums. Die Flexibilisierung ermöglicht es auch, dass sich künftig zwei Studierende beim Einstieg in die berufsintegrierte Phase die Verantwortung für eine Klasse teilen können. Dazu belegen sie unterschiedliche, fixe Studientage. So wird es möglich, offene Stellen im Schulfeld als Studierenden-Tandem zu besetzen.»
Vom gegenseitigen Expert:innenwissen profitieren
Studierende in den Studiengängen Quest PH Zürich bringen einen Hochschulabschluss sowie vielfältige Erfahrungshintergründe und Expert:innenwissen mit. Dadurch lernen sie in den Modulgruppen auch voneinander. «Dies wird in Zukunft etwa im Rahmen von Barcamps, Workshops, Intervision oder Good-Practice-Marktplätzen noch intensiviert», so Barbara Jacober. «Die Inhalte dieser Gefässe bestimmen die Studierenden selbst mit. Neu bieten wir in den ersten drei Studiensemestern zudem sogenannte Lernlandschaften an, in denen auch das Blended Learning eine wichtige Rolle spielt. Digitale Angebote, aber etwa auch Fallwerkstätten, Exkursionen oder Lehrmitteleinführungen vor Ort an der PH Zürich verzahnen die wissenschaftlichen Grundlagen mit Beispielen aus dem Unterricht und ermöglichen vielfältige Lernprozesse.»
Der Praxisanteil der Studiengänge Quest PH Zürich ist bereits heute hoch. Die Studierenden unterrichten neu ab dem ersten Semester wöchentlich an einem Tag in der Praxis an Kooperationsschulen der PH Zürich. Im ersten Studienjahr werden sie dabei von einer Mentor:in und einem kleinen Team von Expert:innen aus den Fachdidaktiken begleitet und sie tauschen sich in konstanten Gruppen aus. Ab dem zweiten Studienjahr, wenn die Student:innen an einer eigenen Klasse unterrichten, unterstützen und begleiten die Fachpersonen sie, indem Unterricht gemeinsam geplant und verantwortet wird. In niederschwellig zugänglichen Ateliers finden die Student:innen fachdidaktische und überfachliche Unterstützung.
Sekundarstufe I: Fokus auf Individualisierung
Der Studiengang Quest PH Zürich Sekundarstufe I wird in Zusammenarbeit mit Studierenden ebenfalls weiterentwickelt. Im laufenden Semester etwa wird ein neues Mentoratskonzept umgesetzt. Die konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Studierenden ist dabei zentral. Die Studierenden sind ab Studienbeginn einen Tag pro Woche an einer Kooperationsschule der PH Zürich, ein pädagogisches Team begleitet sie dabei. Sie werden individuell gefördert und bei der Einübung von Kernpraktiken des Unterrichtens begleitet. Co-Planning, Co-Teaching und Co-Reflection sind zentrale Elemente in der Zusammenarbeit mit den Praxislehrpersonen. Die Mentoratstage sind entsprechend neu gestaltet. Fragen, die die Student:innen in der Praxis beschäftigen, sammeln sie auf einer digitalen Austauschplattform, zu der alle Dozierenden des Studienjahrgangs Zugang haben. Themen aus der Praxis werden in den fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Modulen aufgenommen. In gemeinsamen interdisziplinären Foren werden weiterführende Fragen in einem Intervisionsformat diskutiert. Die Foren sind als Expert:innengespräche zwischen Fachdozierenden, Mentor:innen, Praxisverantwortlichen und Studierenden konzipiert. Die Intervisionsformate werden in der berufsintegrierten Phase ab dem zweiten Ausbildungsjahr weitergeführt. Ziel ist es, eine individualisierte und attraktive Studienumgebung zu schaffen, welche die Studierenden in ihrem Workplace Learning unterstützt.