In einem verantwortungsvollen Beruf kann man nie ganz abschalten. Man kann sich ablenken, die Arbeit für eine Weile vergessen, unerreichbar sein. Aber die Verantwortung, die man trägt, die bleibt. Wenn eine Klasse am nächsten Tag keine Lehrperson hat, dann gibt es vorerst kein Abschalten. Oder wenn ich weiss, dass nach den Ferien eine Stelle vakant ist, fällt das Abschalten schwerer.
Nach einem intensiven Arbeitstag tut es mir gut, mit dem Velo nach Hause zu fahren. Das schafft Distanz zur Arbeit, der Kopf ist zu Hause durchgelüftet und hat Platz für andere Gedanken. Dann ein gemütlicher Apéro mit meiner Partnerin und schon sind die Hektik und das Tempo des Arbeitstages weit weg. Abschalten heisst für mich entschleunigen und zur Ruhe kommen. Sich zu zweit über den Tag, aber auch über Themen fernab der Arbeit auszutauschen, hilft, aus dem Hamsterrad zu steigen und runterzufahren. Abschalten kann ich auch, indem ich Verantwortung für andere Lebensbereiche übernehme, zum Beispiel Familie, Kochen, Haushalt, Urlaubsplanung, Freizeitgestaltung und so weiter. Der Fokus ändert sich und die Arbeit wird zur Nebensache. Sehr hilfreich ist auch ein separates Handy für die Arbeit. Ich kann es auf lautlos stellen und weglegen, dann bin ich für mein gesamtes Arbeitsumfeld nicht erreichbar. So kann ich abschalten – aber die Verantwortung bleibt.
Mein Arbeitsalltag an der PHZH ist erfüllend und intensiv. Deswegen ist es für mich wichtig, Beruf und Privates gegeneinander abzugrenzen. Dazu nutze ich meinen Arbeitsweg. Ich geniesse die Zeit in der S-Bahn und lese dabei gerne Zeitung. Ich schalte ab, wenn ich mit meinen Kindern etwas unternehme. Ausserdem schaue ich gerne Fussball – wobei mein Lieblingsverein FC Bayern in den letzten zwei Jahren nicht immer nur zu meiner Entspannung beigetragen hat. Musik, gerne auch laut von Depeche Mode über ACDC, Johnny Cash bis zu den Disco Boys, hilft mir beim Entspannen. Gelegentlich game ich, am liebsten in kompetitiven Spielen – da kann ich voll eintauchen. Und ich sollte wieder mehr Sport machen. Beim Ausdauersport erreiche ich einen Zustand der geistigen Klarheit, in dem sich komplexe Themen wie von alleine ordnen. In den Ferien schätze ich auch die gemütlichen Tage. Morgens an einem warmen Ort ein Buch zu lesen, tankt meine Batterien nachhaltig wieder auf.
Wenn immer möglich, verbinde ich meinen Arbeitsweg mit einem Spaziergang. Das gibt mir Zeit, um nochmals Aspekte vom Arbeitstag zu überdenken und gleichzeitig die Arbeitsthemen auf dem Weg nach Hause langsam abzuschütteln. Um abzuschalten, tut mir ein Tapetenwechsel gut: entweder im näheren Umfeld mit Aktivitäten in der Natur, ein paar Bahnen im Hallenbad, mit der Lektüre eines Buches oder beim Tee trinken mit Familie und Freunden oder – wenn mehr Zeit vorhanden ist – mit einer Reise, bei der ich den Alltag ein paar Tage hinter mir lassen kann. Auch mein Hobby hilft mir, von der Arbeit abzuschalten: Im Keller habe ich eine kleine Schoggi-Werkstatt eingerichtet, in der ich farbenfrohe Pralinen und andere Schokoladenprodukte herstelle. Das braucht so viel Hingabe und Konzentration, dass ich gar keine Kapazität mehr habe, um über Arbeitsprobleme nachzudenken.