Schule ist in der Familie Schönholzer zu Hause ein allgegenwärtiges Thema. Sowohl Vater Reto als auch Tochter Selina studieren an der PH Zürich und auch Mutter Irena ist in der Schulverwaltung tätig. Die dreiköpfige Familie wohnt in Uster. «Manchmal gehen wir zusammen auf den Bus und wir sind uns auch schon am Studierendenanlass TheraBierBar begegnet», erzählt die Studentin der Kindergarten- und Unterstufe. Ihre Mitstudierenden fragen sie manchmal, ob sie das nicht störe. Doch sie hat kein Problem damit: «Ich finde es megacool, dass er das in seinem Alter noch macht.»

Bis vor Kurzem sah die 22-Jährige ihren Vater morgens noch mit Anzug zur Tür hinausgehen – der 52-Jährige war Analyst bei einer Bank. Während der Pandemie, als er immer öfter allein im Homeoffice gesessen habe, habe seine Begeisterung für den Job abgenommen, erzählt Schönholzer. Er bekam mit, wie seine Nichte, ebenfalls eine junge Lehrerin, im Beruf so richtig aufblühte. Da wagte auch er den Schritt: Er kündigte und begann im Frühling 2022 mit dem Quereinstieg-Studium auf Primarstufe.

Finanziell sei das natürlich ein grosser Einschnitt gewesen, aber seine Familie trage den Entscheid zum Glück mit, sagt der Ex-Banker. Der Umgang in der Finanzbranche sei kompetitiv und härter als im Schulumfeld. «Ich geniesse die freundschaftlichen Beziehungen zu meinen Mitstudierenden und im Schulteam.» Im Herbst 2022 trat auch seine Tochter das Studium an. «Ich wollte schon immer Kindergärtnerin werden», sagt Selina Schönholzer. Weil sie keine Matur hatte, lernte sie zuerst Fachfrau Betreuung und gelangte via Berufsmatur an die PH Zürich. Das Spielerische und Kreative liegt der jungen Frau, die in der Freizeit gern malt, bastelt und häkelt. Manchmal gibt sie ihrem Vater Tipps, wie er seine Lektionen lebendiger gestalten kann. Er unterrichtet eine altersdurchmischte 5. und 6. Klasse in Maur. Mit dieser Aufgabe neben dem Studium fühlt er sich stark gefordert. Sein Zeitmanagement für die Vorbereitungen sei noch recht ineffizient, findet seine Tochter und stupst ihn spasseshalber an. Der Vater gibt unumwunden zu: «Sie ist pädagogisch erfahrener und hat auch bessere Noten.»