Unter dem Titel «Forschen und Fragen» findet am 21. Juni 2024 am Campus der PH Zürich eine Netzwerktagung zu aktuellen fachdidaktischen und kunstpädagogischen Forschungsprojekten statt. Die Tagung stärkt und konsolidiert das Netzwerk Fachdidaktik Künste.
Die Fachdidaktik Künste sowie Kunstpädagogik sind relativ junge Disziplinen. Umso wichtiger sind Vernetzungsplattformen wie die Tagung «Forschen und Fragen». Sie befasst sich mit einem breiten Spektrum unterschiedlicher Ansätze und Positionen aktueller kunstpädagogischer und fachdidaktischer Forschung. Sechs Fachdidaktiker:innen und Kunstpädagog:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz geben hier Einblick in Forschungsprojekte. Thematisiert werden etwa die Implikationen, die sich durch den Einfluss von digitalen Medien oder durch neue Formen der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität für die fachdidaktische und kunstpädagogische Forschung ergeben. Oder die Frage, wo die Möglichkeiten und Grenzen der künstlerischen Zusammenarbeit zwischen Schüler:innen aus der Sicht der Schüler:innen liegen. Ein Referat befasst sich mit der heutigen Bedeutung des Zeichnen-Könnens, ein weiteres mit der Frage, welche Herausforderungen sich Lehrpersonen stellen, wenn Schulkinder räumlich zeichnen lernen.
Gerade auch für Studierende der Fachdidaktik Künste oder Kunstpädagogik sei diese Tagung wertvoll, sagt Katharina Eugster. Sie leitet den Masterstudiengang Fachdidaktik Künste, ein Joint Degree der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und der PH Zürich. «Beispielhafte Forschungsprojekte sollen den Studierenden Mut machen, ihre eigenen, interessengeleiteten Projekte zu realisieren und verschiedene Forschungsansätze und Herangehensweisen kennenzulernen», sagt sie.
Über fachliche Selbstverständlichkeiten nachdenken
Anna Schürch ist Dozentin im Fachbereich Art Education im Departement Kulturanalysen und Vermittlung der ZHdK und lehrt auch im MA Fachdidaktik Künste. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Michèle Novak stellt sie ein Aktionsforschungsprojekt der ZHdK vor. Dessen Ziel war es, Lehrpersonen für bildende Kunst auf das oft wenig formalisierte Wissen im eigenen Fach und im Berufsalltag aufmerksam zu machen und herauszufinden, wie eine kritisch-forschende Auseinandersetzung damit initiiert werden kann. «Die Frage nach fachlichen Selbstverständlichkeiten hat sich dabei als äusserst produktiv erwiesen», sagt Anna Schürch. «Sie löst ein Nachdenken darüber aus, ob das Gegebene tatsächlich so sein muss, wie es ist, oder ob es auch anders sein könnte. Damit beginnt bereits eine Veränderung, die bei den forschenden Lehrpersonen oft zu einer Öffnung, zu einem Differenzieren und Variieren der Praxis geführt hat.»
Als Beispiel einer fachlichen Selbstverständlichkeit, über die immer wieder nachgedacht wurde, nennt Anna Schürch das Skizzenbuch als Arbeitsinstrument im Kunstunterricht. «Diese Bücher oder Hefte sind schon im Studium beliebt und geniessen einen hohen Stellenwert», erklärt sie. «Sie suggerieren einen Raum, der dazu einlädt, gestalterisch tätig zu werden und Ideen freien Lauf zu lassen oder aber sich anregen zu lassen beim Blättern durch die Sammlung bereits entstandener Skizzen. Auch im Unterricht werden sie verbreitet eingesetzt und gelten als wertvolle Hilfe, um Prozesse sichtbar zu machen und zu dokumentieren.»
Verwendung von Skizzenbüchern justieren
Eine Erkenntnis aus dem Forschungsprojekt war, dass, sobald das Skizzenbuch als fachliche Selbstverständlichkeit betrachtet wird, es ein Stück weit diese ungebrochene Gültigkeit verliert. «Wir beginnen uns vielmehr zu fragen, was dieses Instrument eigentlich ausmacht, welche Vorannahmen und Versprechen wir damit verbinden», erklärt Anna Schürch. «Auf der Basis solcher Reflexion kann noch einmal entschieden und justiert werden, ob und wenn ja wie mit solchen Skizzenbüchern gearbeitet werden soll und wie sich diese Verwendung allenfalls differenzieren liesse.»