Für das Berufsvorbereitungsjahr Effretikon hat die Zusammenarbeit mit den Eltern einen hohen Stellenwert. Der Druck, eine passende Anschlusslösung zu finden, ist für unsere Lernenden hoch. Während ihre Freunde den Schritt in die Berufswelt geschafft haben, müssen sie sich nach der 3. Sekundarschule schon wieder mit dem Berufswahlprozess herumschlagen. Dies durchzuhalten, ist oftmals nicht nur für unsere Lernenden eine grosse Herausforderung, sondern auch für die Erziehungsberechtigten.
Um nach der gefühlt hundertsten Absage den Mut nicht zu verlieren, ist es essenziell, dass sich Lernende, Eltern sowie Mentorierende regelmässig austauschen, im Bewusstsein, ein gemeinsames Ziel zu haben: das Finden einer passenden beruflichen Grundbildung. Als Brückenangebot sind wir aber auch dazu verpflichtet, Lerngelegenheiten zu schaffen, in denen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eigenverantwortlich handeln müssen. Dies bedeutet beispielsweise, dass sie persönlich die Absenzen melden oder die Dispensationsgesuche verfassen. Tauchen Schwierigkeiten auf, besprechen wir diese zuerst mit unseren Lernenden und bieten Hand, gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten. Damit die Eltern trotzdem informiert bleiben, erhalten sie monatlich einen sogenannten Agendabrief mit den zeugnisrelevanten Vorkommnissen.
Durch vielfältige Einblicke in den Schulalltag strebe ich an, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das die Zusammenarbeit mit Eltern stärkt. So ist es mir zum einen wichtig, sorgfältig zu informieren. Neben Elternabenden und Informationen per Mail zu Beginn eines Quintals packen die Schüler:innen meiner Schule jeden Freitag Arbeiten ein, die sie daheim zeigen können. Weiter wissen die Eltern, dass sie stets willkommen sind, uns im Unterricht zu besuchen. Zum anderen ist es mir ein Anliegen, Zeit für Eltern zu haben. So können sie sich bei Bedarf per Mail melden, um ein Gespräch zu vereinbaren. Gespräche mit Eltern gestalte ich unter anderem so, dass allfällige Herausforderungen lösungsorientiert angegangen werden und erfreuliche Ereignisse sowie Fortschritte im Fokus stehen, um die Selbstwirksamkeit der Schüler:innen zu stärken. Zudem nehmen meine Stellenpartnerin und ich uns als Ziel, allen Eltern einmal pro Jahr eine positive Nachricht über ihr Kind zukommen zu lassen.
Aus früheren Jobs in der Wirtschaftsbranche bin ich es gewohnt, mit verschiedenen Anspruchsgruppen umzugehen. Die Eltern sind für mich eine wichtige Anspruchsgruppe, und eine gute Zusammenarbeit ist fundamental. Dabei ist es mir wichtig, zu Beginn einer Klassenübernahme einen positiven ersten Kontakt herzustellen. Konkret rufe ich nach einigen Wochen alle Eltern an und berichte von zwei bis drei positiven Beobachtungen über ihr Kind. Obwohl dies relativ zeitintensiv ist, hat sich das bisher immer ausgezahlt. Dieser erste positive Austausch überrascht die Eltern meistens, trägt zu einem guten Beziehungsaufbau bei und erleichtert die zukünftigen, vielleicht auch einmal kritischeren Kontaktaufnahmen. Mir ist eine offene Kommunikation auf Augenhöhe sehr wichtig. Letztendlich haben wir Lehrpersonen dasselbe Ziel wie die Eltern: die bestmögliche Entwicklung und Förderung des Kindes.