Die Bachelorarbeit

Müdigkeit, mangelnde Erholung, Reizbarkeit und Schlafstörungen – bei Lehrpersonen sind Burn-out-Symptome nachweislich häufiger als bei anderen Berufsgruppen. Dies schreibt Rebecca Neff in ihrer Bachelorarbeit, in der sie sich in Form einer Literaturrecherche mit den Ursachen von Burn-out-Zuständen sowie möglichen Handlungsansätzen auseinandersetzt.

In der Schweiz sollen rund die Hälfte der Lehrpersonen leichte bis ausgeprägte Anzeichen aufweisen, darunter viele Berufseinsteigerinnen und -einsteiger. Dies führt zu zahlreichen Ausfällen und Frühpensionierungen und kann zudem den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler beeinträchtigen. Die häufigen Burn-outs hätten auch mit den Rahmenbedingungen zu tun, hält die Autorin fest, etwa mit den politischen Entscheidungen sowie den Schulleitungen und Teams. Doch weil diese äusseren Faktoren kurzfristig oft schwierig zu beeinflussen sind, konzentriert sie sich in ihrer Arbeit auf die persönliche Ebene. Studien haben nämlich gezeigt, dass gewisse Persönlichkeitsmerkmale die Anpassung an Belastungssituationen erschweren, während andere sie erleichtern. Eine explizite Burn-out-Persönlichkeit gebe es jedoch nicht, betont Neff.

In verschiedenen Untersuchungen wurde der Zusammenhang von Burn-out-Erkrankungen mit den sogenannten Big-Five-Persönlichkeitsmerkmalen erforscht. Dabei erwiesen sich Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen sowie Extravertiertheit generell als vorteilhaft für die Berufsanforderungen an eine Lehrperson. Auch Gewissenhaftigkeit sowie Verträglichkeit, die sich durch Empathie, Kooperationsbereitschaft und Freundlichkeit auszeichnet, sind tendenziell günstige Voraussetzungen. Den grössten Risikofaktor stellt Neurotizismus dar: Betroffene sind stressempfindlich, emotional labil, neigen zu Pessimismus, Perfektionismus und geringem Selbstwertgefühl. Zusätzlich zu den «Big Five» gibt es veränderbare Verhaltensweisen, welche die Wahrscheinlichkeit eines Burn-outs beeinflussen. Diese treten nur in bestimmten Situationen auf. Dazu gehören etwa ein labiles Selbstwertgefühl, Mutlosigkeit, Kränkbarkeit, Abgrenzungsschwäche oder Angst vor Neuem. Weil diese Eigenschaften weniger stark gefestigt sind, sprechen sie besser auf eine Therapie an. Zum Beispiel wird an den Motiven, Bewältigungsstilen und dem Selbstbild gearbeitet.

Einen gewissen Erfolg in der Prävention und Intervention versprechen verhaltenstherapeutische Ansätze wie etwa das sogenannte Potsdamer Trainingsmodell. Bei diesem Ansatz wird zuerst das individuelle Verhalten der Stressbewältigung analysiert. Je nach persönlichen Mustern befassen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer danach in mehreren Modulen mit Themen wie Sozialkompetenz,
Kommunikation, Selbst- und Zeitmanagement, systematischem Problemlösen und Entspannungsmethoden. Die Autorin, die mittlerweile als Fachlehrperson für Französisch an einer Sekundarschule unterrichtet, hält in ihrem Fazit fest: «Um langfristig eine gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung für Lehrpersonen zu schaffen, braucht es Massnahmen auf der individuellen, organisatorischen und strukturellen Ebene.»