«Ich finde Bäume nur als Schrank super», sagt Kemi, der Protagonist und Ich-Erzähler des Kinderromans Wolf, als ihm seine Mutter ankündigt, dass er die erste Ferienwoche in einem Lager im Wald verbringen werde. Doch seine Ablehnung der Natur hilft nicht: Kemi fährt unfreiwillig ins Lager und wird mit Jörg, der von den anderen grundlos zum Aussenseiter gemacht wird, von den Betreuern in eine gemeinsame Hütte eingeteilt.
Während in Kemis Rucksack «Anarchie» herrscht, wie er sagt, sind bei Jörg die T-Shirts pedantisch gefaltet und nach Farbe geordnet. Jörg freut sich aufs Wandern und Kemi sagt: «Ich lese lieber über Abenteuer, als selbst welche zu haben. Bücher-Blasen tun nicht weh.» Dennoch wird Kemi zu Jörgs Beschützer, bleibt aber auch häufig hilfloser Beobachter. Der titelgebende Wolf taucht in der Nacht oder am Tag auf, aber nur in der Fantasie – sichtbar nur für die beiden einsamen Wölfe, die mehr verbindet, als sie zu Beginn ahnen.