Damit das Arbeiten in Gruppen gelingt, muss ich einen guten Auftrag erteilen, der im Team besser erledigt werden kann als in Einzelarbeit. Zudem muss ich meine Erwartungen klar formulieren. Beides gilt sowohl für meine Tätigkeit als Primarlehrerin als auch für meine Arbeit mit Studierenden.
In der Unterstufe liegt der Fokus auf dem Einüben von Gruppenarbeiten. Das braucht oft einen langen Atem: «Sie, die anderen machen nicht, was ich sage!», «Sie, ich bin doch die Chefin?». Es gilt also vorab zu besprechen, welche Rollen bei einer Gruppenarbeit zum Tragen kommen, wie diese fair verteilt werden können und welche Gesprächsregeln gelten. Zudem lohnt es sich, sich nach der Arbeitsphase auszutauschen, was gut gelungen ist und welche Tipps sich daraus ableiten lassen für eine nächste Gruppenarbeit. Ein Schüler erklärte beispielsweise kürzlich: «Wäme sich nöd chan entscheide, wer dörf bestimme, chame ‹Azelle, Bölle schele› mache.» Eigentlich simpel, oder? Im Mentorat gelingen Gruppenarbeiten wie von selbst. Die Studentinnen diskutieren angeregt, neue Ideen werden entwickelt, andere verworfen. Erst wenn es darum geht, eine zu bestimmen, die die Erkenntnisse den anderen Gruppen präsentiert, wird es schlagartig still und keine sieht sich in der Pflicht. Da helfen auch Abzählreime nichts mehr.
Fast alle Schülerinnen und Schüler mögen Gruppenarbeiten. Meiner Meinung nach gelingen sie dann, wenn sowohl der Auftrag wie auch das Ziel klar ist und jeder in der Gruppe etwas zu tun hat. Ich lege deshalb einen besonderen Fokus auf die Auftragsformulierung und die Gruppenzusammensetzung. Ich frage mich, welche Gruppengrösse sich für diesen Auftrag eignet, welche Zusammensetzung Sinn macht und welches Ziel erreicht werden soll. Die Arbeit in Gruppen soll gegenüber der Einzelarbeit einen Mehrwehrt haben, im Sinne von «zusammen erreicht man mehr als alleine». Gute Erfahrungen mache ich mit Aufträgen, die eine kreative Umsetzung erfordern. So müssen die Lernenden aktiv werden, diskutieren und gemeinsam Lösungen finden. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung findet so auch soziales Lernen statt. Man lernt von- und miteinander. Oft sind alle gespannt, was in den anderen Gruppen entstanden ist – ein schöner Unterrichtsmoment.
Bei meinen Schulbesuchen als langjähriger Schulleiter sehe ich mit grosser Freude, wie oft die Lehrpersonen Gruppenarbeiten in ihren Unterricht integrieren. Damit die Arbeit in solchen sozialen Formen gelingt, braucht es aber gewisse Regeln und jede Lehrperson ist gut beraten, sich vorab bei der Planung Gedanken zu machen, wie diese Gruppen sinnvoll gebildet werden sollten. Persönlich halte ich nichts davon, die Kinder selber wählen zu lassen. Gemäss meiner Erfahrung bilden sich oft Gruppierungen, die von der Dynamik her eher kontraproduktiv sind. Zudem hilft die Zuteilung von Verantwortlichkeiten an die Kinder bei Gruppenarbeiten. Jemand übernimmt die Gesprächsführung, ein Kind schaut auf die Zeit, ein anderes übernimmt das Protokollieren und noch eines übernimmt die Präsentation. Kurz gesagt: Je besser die Gruppenarbeit vorbereitet ist, desto sicherer gelingt sie.