«Lehrerin ist mein Traumjob», sagt Sladjana Bächtiger. Leider habe sie aber keine Matur und könne sich keine längere Zeit ohne Einkommen leisten. Ihre grosse Chance war das neu geschaffene Sur-dossier-Verfahren für Personen ohne Lehrdiplom, die im Kanton Zürich seit letztem Schuljahr für eine befristete Zeit unterrichten dürfen. Im September hat die 36-Jährige nun mit dem Studium auf der Primarstufe begonnen.
Ursprünglich hatte die Zürcherin die kaufmännische Lehre absolviert und danach Marketing-Management studiert. Sie arbeitete bei einer Agentur, die Grossanlässe für Firmen organisiert. «Das erfüllte mich nicht mehr», blickt sie zurück. Als Corona kam, hatte sie in diesem Job sowieso nichts mehr zu tun. «Für mich war die Pandemie ein Segen, da ich dann Zeit hatte, mir Gedanken über die Zukunft zu machen.» Im Sommer 2021 trat sie im zürcherischen Gossau eine Stelle als Assistentin in einer Aufnahmeklasse für Kinder aus der Ukraine an. Ein Jahr später konnte sie zusammen mit einer Stellenpartnerin die Klassenverantwortung übernehmen. Im Umgang mit den ukrainischen Kindern hätten ihr die Kenntnisse der serbokroatischen Sprache etwas geholfen, erzählt sie.
Seit diesem Sommer unterrichtet Bächtiger eine erste Klasse am Schulhaus Bungertwies am Zürichberg, zusammen mit zwei Stellenpartnerinnen. Die eine hat ihre Ausbildung in Deutschland gemacht, die andere befindet sich noch im Studium. Sie habe sich während der Sommerferien intensiv vorbereitet und werde vom Schulhausteam bestens unterstützt, erzählt Bächtiger. «Trotzdem hatte ich schlaflose Nächte.» Unterdessen ist sie aber mehr und mehr überzeugt, dass sie ihre Sache gut macht. Die Eltern seien ihr sehr wohlwollend begegnet. Am Elternabend habe sie ihr Vertrauen noch mehr gewinnen können. Das Studium zusätzlich zum 48-Prozent-Pensum werde sicher anstrengend, ist der angehenden Lehrerin bewusst. Umso mehr, als sie gelegentlich als DJ in Clubs auflegt und immer noch Events organisiert. Trotzdem freut sie sich auf die neue Herausforderung. «Endlich kann ich etwas lernen, das mich interessiert.»