So einfach die Frage klingt, so komplex ist die Antwort. Ist beim Einrichten eines Klassenzimmers doch viel zu bedenken: Wie sollen die Pulte stehen? Arbeiten die Kinder an einem festen Platz? Braucht es eine Leseecke? Wo ist mein Platz als Lehrperson? Wie ist welches Material griffbereit und selbsterklärend einsetzbar? Braucht es Raumteiler? Wie bleibt der Raum hell, freundlich und überschaubar? Wo hängen Merksätze sinnvoll und können gut gesehen werden? In welcher Ecke überlebt die Pflanze?
In meinen 24 Jahren als Klassenlehrerin habe ich schon unzählige Male das Klassenzimmer eingerichtet und umgestaltet. Angetrieben von verschiedenen Motivationen und Umständen, wie zum Beispiel Klassengrösse, schwierige Kinder und neue Unterrichtsmethoden, waren stets meine Flexibilität und mein Tatendrang gefragt. Dabei stellten sich mit der Zeit zwei Dinge als indiskutabel heraus: Mein persönliches Wohlbefinden in meinem «Arbeitszimmer» und der Sitzkreis mit Holzbänken sind bis heute nicht mehr wegzudenken. Fazit der vielen Überlegungen ist wohl: Mein Klassenzimmer muss immer flexibel eingerichtet sein, damit ich mich schnell wieder neuen Bedingungen und Befindlichkeiten anpassen kann.
Die Antwort auf die Frage «Wie oft haben Sie schon Ihr Klassenzimmer neu eingerichtet?» ist viel einfacher zu beantworten: mindestens jedes Schuljahr wieder aufs Neue.
Möbelhäuser durchforsten, Farbkonzepte erstellen, Moodboards gestalten, Deko einkaufen – das war bis vor einigen Jahren definitiv nur meinem privaten Zuhause vorbehalten. Bis meiner Stellenpartnerin und mir vor rund zwei Jahren bewusst wurde, wie viel Zeit wir nicht nur in unseren eigenen vier Wänden, sondern auch in unserem gemeinsamen Klassenzimmer verbringen. Selbstverständlich lassen sich selbst im eigenen Klassenzimmer gewisse Dinge wie Wandtafeln, Schränke und Deckenleuchten nicht verändern. Innerhalb dieses Rahmens bleibt aber ein relativ grosser Spielraum: Diesen haben wir mit dezenten Farben, anderer Anordnung der Tische, einheitlicher Beschriftung, zusätzlichen Regalen und dekorativen Elementen – wie Blumen, Klassenfotos und -regeln in Bilderrahmen etc. – ausgenutzt. Seither fühlen wir uns im Klassenzimmer viel wohler und freuen uns über die positiven Rückmeldungen der Jugendlichen. Im Rückblick war der Aufwand gross, aber der Ertrag jede Anstrengung wert.
Ort zum Wohlfühlen, der das selbstständige Lernen fördert. Offene Regale, gefüllt mit den Materialien der Kinder. Sie haben immer Zugriff darauf und sollen lernen, sich selbst zu organisieren. Festgelegte Sitzplätze und zusätzliche Möglichkeiten, um an der Fensterbank oder an freien Tischen in Gruppen zu lernen. Im Zimmer Bänke für den Sitzkreis, die unter der Wandtafel versorgt oder als Tische nahe am Boden umfunktioniert werden können – unser kleines Zimmer macht erfinderisch. Der Flur vor dem Klassenzimmer für individuelle Pausen, bewegte Lernphasen, Kleingruppenaufträge oder als Ruheplatz mit portabler Lernbox. Das Klavier im Zimmer für alle zugänglich, das Lehrerpult unauffällig in der Ecke, dort sitze ich bei Anwesenheit der Kinder kaum. Wir haben eine kleine Bücher- und Spielecke zum Ausleihen und die neu eingezogenen Pflanzen machen es so richtig gemütlich.