Teamarbeit als A und O – wie der Schritt zur Tagesschule gelingt

Foto: Niklaus Spoerri

Um auf Ganztagesschule umzustellen, braucht es Anpassungen im schulischen Alltag und vor allem Investition in die Teamarbeit zwischen den Berufsgruppen. Schulleiterin Sibylle Zweifel erzählt, wie sich ihre Tagesschule mit Offenheit ein gutes Schulklima erarbeitet hat.

Unterricht und Betreuung zusammenwachsen sollen, braucht es Massnahmen in allen Bereichen: pädagogisch, organisatorisch, personell und räumlich. Doch wie gelingt der Schritt zur Ganztagesbetreuung? Die Schulleiterin Sibylle Zweifel hat zusammen mit ihrer Co-Leitung Annekäthi Lutz und mit ihrem Team erfolgreich die Tagesschule Fluntern-Heubeeribüel in Zürich eingeführt. 2019, als das Projekt gestartet wurde, war sie noch Lehrerin. Sie erinnert sich, dass es viele Konflikte gab. Viele davon konnten durch eine transparente Kommunikation geklärt werden. Bedenken bezüglich der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen, die in einer Tagesschule unterschiedliche Aufgaben erhalten, wurden offen auf den Tisch gelegt. Denn es ist wichtig, gegenseitig die Ansprüche und Vorbehalte zu kennen. Vieles hat sich durch die Gespräche entkräftet. Auf die Konzeptphase zurückblickend ist Sibylle Zweifel heute überzeugt, dass gemeinsame Lösungen immer gefunden werden können, sofern man die Leute ernst nimmt und ihnen Gehör verschafft.

Für das anspruchsvolle Projekt hat sich die Schule Hilfe geholt: Eine Arbeitsgruppe im Schulkreis und die Kreisschulbehörde haben das Ganze unterstützt. Auch die PH Zürich hat mit einer Prozessbegleitung geholfen, schwierige Gespräche zu moderieren und die Wogen zu glätten. Die Schulleiterin schildert eine wichtige Erkenntnis wie folgt: «Nach der Einführungsphase braucht es eine umfassende Evaluation, weil man nie alle Perspektiven im Fokus hat und die Bedürfnisse aller Beteiligten zur Geltung kommen müssen.» So stellte ihr Team etwa fest, dass die Schule für die Eltern zu einer Blackbox werden könnte, da kaum mehr Aufgaben zu Hause gelöst werden. Daraufhin wurde ein sogenanntes Fenster zur Schule eingeführt, bei dem die Kinder alle zwei Wochen etwas nach Hause nehmen, was sie erarbeitet haben. Weiter wird ein gemeinsamer Auftritt angestrebt: Elterngespräche werden heute teilweise gemeinsam von Betreuung und Lehrpersonen geführt, die Klassenverantwortliche aus der Betreuung nimmt am Klassenrat teil und Weiterbildungen finden gemeinsam statt. Auch stellt Sibylle Zweifel fest, wie wichtig es ist, sich einig zu sein im Leitungsteam. «Einigkeit bringt Stabilität und die Mitarbeitenden sind dann viel besser mit auf den Weg zu nehmen.»

In die Tagesschule Fluntern-Heubeeribüel mit ungefähr 570 Kindern und zwei Schulhäusern kommen die Kinder gerne. «Wir haben eine gute Stimmung und Eltern sind der Schule gegenüber offen», bekräftigt Sibylle Zweifel. «Man braucht eine gewisse Gelassenheit in so einem Projekt, denn es gibt gelegentlich Chaos. Aber mit der richtigen Einstellung – wir nannten es damals Klassenlager-Feeling – kann man das gut bewältigen.» Heute hat die Schule ein starkes Team, was Sibylle Zweifel als «echten Gewinn für die Schule» bezeichnet.

Tagesschule als Lebensraum

Es ist für die Kinder und Jugendlichen zentral, dass ihnen ein guter Lebensraum in der Schule zur Verfügung steht. Lernen, spielen, gemeinsam mit Freundinnen und Freunden Zeit verbringen, zusammen essen – dies alles soll in einem altersangemessenen und entwicklungsfördernden Schulalltag verbunden werden.

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Publikation

Qualität in Tagesschulen/Tagesstrukturen (QuinTaS). Frank Brückel, Reto Kuster, Luzia Annen, Susanna Larcher. hep verlag.

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