Postkolonialismus und Bildung

Engagierte Diskussion rund um das Thema Rassismus und Bildung. Foto: Christian Wagner

Mitte Juni wurde die Bühne im Kulturraum «Gleis» im Stadtzürcher Kreis 5 vom Forschungszentrum Kindheiten in Schule und Gesellschaft der PH Zürich in ein gemütliches Podium verwandelt. Die Inhalte jedoch, mit denen sich die Expert:innen an diesem Abend auseinandersetzten, waren ungemütlich und auch anspruchsvoll. Rassismus ist kein Randphänomen, sondern durchzieht als Nachwirkung des Kolonialismus die Gesellschaft bis heute – auch in der Schweiz. Tilo Bur, Lehrperson, Mitgründer:in des Vereins Diversum und Mitautor:in von «No to Racism», dem ersten Buch zu Rassismuskritik im Schweizer Schulkontext, brachte es so auf den Punkt: «Es ist schwierig und schmerzhaft anzuerkennen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die uns vorgaukelt, wir wären alle gleich, aber die nicht zu allen gut schaut.»

Umso wichtiger, dass an diesem Abend Fachpersonen darüber diskutierten, was das für Bildungsinstitutionen bedeutet. Yalız Akbaba forscht an der Universität Mainz zu Rassismus in Bildungsinstitutionen. Ihre Studien offenbaren das historisch geformte, eurozentrische Bildungsverständnis, das sich in Alltags- und Arbeitswelten (re-)produziert und sich etwa in Zugangsbeschränkungen zu Universitäten und Hochschulen als strukturelle Diskriminierung zeigt. Ashkira Darman, Geschichtslehrerin am Realgymnasium Rämibühl, beleuchtete dieses kolonial geprägte Bildungsverständnis und dessen Reproduktion am Beispiel des rassistisch geprägten Wandbilds im Berner Schulhaus Wylergut sowie in ihrer Studie zu rassistischen Häuserinschriften in Zürich.

Auch Hochschulen sind davon nicht ausgenommen, wie Sibylle Mathis, Dozentin und Mitglied in der Kommission Diversity_Gender an der PH Zürich, ausführte. Wie Schulen würden auch Hochschulen das kolonial geprägte Bildungsverständnis reproduzieren. Kolonial geprägte Bilder und Denkmuster seien auch heute noch in Lehrmitteln zu finden. Von Rassismus Betroffene würden im Alltag nicht ausreichend vor Rassismus geschützt und wenn sie sich dagegen zur Wehr setzen, stossen sie nicht immer auf Verständnis oder erfahren sogar offene Ablehnung, so die Meinung auf dem Podium. Die Expert:innen waren sich einig: Gerade Institutionen der Lehrer:innenbildung sollten rassismuskritische Äusserungen aufnehmen und aktiv Veränderungen voranbringen. «Ein Verständnis haben für alle», wie Tilo Bur es nannte, sei ein grundlegender Anspruch an Lehrpersonen, der jedoch nicht eingelöst werden könne, wenn eigene unreflektierte Privilegien diesem Verständnis im Wege stünden.