Seit 20 Jahren hilft das Schreibzentrum der PH Zürich Personen aller Bildungsstufen, sich im Schreiben zu verbessern. Es lotst Studierende, Autor:innen und Institutionen durch die Stürme der Digitalisierung – vom aus heutiger Sicht harmlosen Umgang mit Wikipedia bis zum Schreiben mit generativer KI.
Im Jahr 2003 war die Welt eine andere. Pro Tag wurden 4,5 Millionen SMS verschickt. Das iPhone war noch nicht erfunden. «Artificial Intelligence» war ein Spielfilm von Steven Spielberg. In diesem Jahr startete Monique Honegger an der PH Zürich das Schreibzentrum mit studentischem Tutor:innen-System nach Vorbild amerikanischer Writing Centers – ein in der Schweizer Hochschullandschaft progressives Novum.
Schreibzentren sind innovative Einrichtungen, die das Schreiben und Lesen extracurricular und personenbezogen fördern. Im Gegensatz zu typischen Konstellationen, in denen eine Schreiberin Ratschläge oder Anweisungen von einer beurteilenden Person erhält, ist Schreibcoaching frei von Hierarchien. Wer sich auf eine Beratung einlässt, an Workshops oder Schreibevents teilnimmt, tut dies freiwillig. Peer-Tutoring ermöglicht eine Begegnung auf Augenhöhe.
Empower the writer
Was vor zwei Jahrzehnten als Pionierladen begann, ist zu einem Kompetenzzentrum für Schreiben und Lesen gewachsen. Sechs Mitarbeitende, eine Forschungsprofessur und 15 studentische Tutor:innen beraten jährlich eine dreistellige Anzahl an Personen beim Schreiben. Das Team des Schreibzentrums bildet Individuen und Gruppen in wissenschaftlichem, literarischem und beruflichem Schreiben weiter, fördert mit Drittmittelprojekten das Schreiben und Lesen auf allen Bildungsstufen und trägt mit Schreibwettbewerben und Poetry-Slams zu einer lebendigen Schreib- und Campuskultur bei. Die ausgebildeten Tutor:innen steigen mit viel Coachingerfahrung und Schreibwissen in den Lehrberuf ein.
Die Mission des Schreibzentrums ist simpel: Schreibberatung und -weiterbildung hat das primäre Ziel, die Schreibenden besser zu machen. Natürlich ist für die schreibende Person das eigene Projekt – die Bachelorarbeit, der Romanentwurf, der Fachartikel oder die Dissertation – am wichtigsten und der Grund dafür, dass sie das Schreibzentrum aufsucht. In der Schreibberatung geben wir aber nicht nur Feedback zum Text, sondern besprechen auch Zielvorstellungen der schreibenden Person, erörtern das bisher eingeschlagene Vorgehen und geben Strategien an die Hand.
Was tun, wenn die KI (mit)schreibt?
Es ist unbestritten: Generative KI-Systeme wie ChatGPT verändern Schreib- und Lesegewohnheiten tiefgreifend. Sie haben das Potenzial, das Schreiben zu erleichtern. Gleichzeitig stellen sie Schulen und Hochschulen vor grosse Herausforderungen. Lehrende fragen sich, wie sie lernförderliche Schreibaufträge konzipieren sollen. Oder welche Art von Schreibkompetenzen weiterhin oder neu zu fördern sind. Die Anforderungen an die Schreibenden werden durch KI-Systeme nicht geringer, im Gegenteil. Beispielsweise überprüfen versierte Schreiber:innen, welchen Ursprungs die generierten Inhalte sind, ob sie korrekt, vollständig und vertrauenswürdig sind, ob der Text je nach Kontext wissenschaftlichen, literarischen, journalistischen, reflexiven Mustern genügt und adressatengerecht formuliert ist. Dafür braucht es weit entwickelte Schreib- und Lesefähigkeiten. Das Schreibzentrum begleitet und berät Lehrende und Teams beim Texten mit generativer KI – und auch allen anderen Entwicklungen, die die Zukunft bringt.