Eine Frage, drei Antworten: Wie schützen Sie sich vor Überlastung?

Sophie Blaser, Präsidentin VPOD Lehrberufe

Als Lehrerin einer altersdurchmischten Klasse unterliegt mein Schuljahr jährlich wiederkehrenden Veränderungen. Die Arbeitslast und was meine Arbeit mir voraussichtlich abverlangen wird, kann ich unterdessen gut vorhersehen. So zumindest der Plan.

Eine Querversetzung, Ausfälle im Team und ein Mäusebefall in meinem Klassenzimmer später ist meine Arbeitsbelastung hoch und meine Arbeitszeiterfassung im roten Bereich. Bei Überlastung hilft es mir zu verstehen, dass es nicht nur mir so geht. Ich bin kein Einzelfall, sondern die Regel. Der neu definierte Berufsauftrag ist nicht darauf ausgerichtet, uns Lehrpersonen vor zeitlicher Überlastung zu schützen und unseren Gesundheitsschutz ernst zu nehmen. Wir müssen das selbst tun, in den Gesprächen mit unserer Schulleitung und alle gemeinsam, um Verbesserungen für alle zu erreichen. Unterdessen habe ich Entlastungsstunden erhalten, um einen Teil meiner zusätzlichen Arbeitszeit zu vergüten. Meine Arbeitszeit im Blick zu haben hilft mir, bei meiner Schulleitung zu belegen, wofür ich die Zeit aufgewendet habe, und zu besprechen, wo ich Abstriche machen soll. Ich versuche, im Umgang mit meinen Kolleg:innen auch ihre Belastung zu berücksichtigen und zu schauen, wie wir uns durch die unterschiedlichsten Phasen des Schuljahres gegenseitig unterstützen können.

Mauro Disch, Schulleiter Schule Opfikon

Eine knifflige Frage. Wie beantworte ich diese, wenn mir meine Rolle als Schulleiter viel Spass bereitet und ich die Belastung zwar wahrnehme, diese aber nicht unbedingt als Überlastung betrachte? Item! Ich schütze mich vor Überlastung durch Begegnung, Bewegung, Zeit in der Natur und «bewusstes» Gedankengut. Begegnung mit meiner Lebenspartnerin und unserem jungen Lagotto, Begegnung mit Freunden oder der Familie, aber auch «professionelle» Begegnung mit meinem Coach Otto Bandli von der PH Zürich oder meiner tollen Stellenpartnerin. Bewegung bringt unser Lagotto sowieso mit sich und ansonsten versuche ich, meinen Arbeitsweg so oft wie möglich mit dem Fahrrad zu absolvieren. Die Natur erdet mich. Mit bewussten Gedanken und einer guten Portion Demut geht das am besten. Uns geht es doch gut – wir sind privilegiert! Manchmal lassen sich meine vier «Säulen der Entlastung» auch miteinander kombinieren. Das hat dann die grösste Wirkung.

Nadia Mendes, Praxisdozentin an der PH Zürich

Ein ausgeglichenes Leben zu führen, erscheint mir erstrebenswert. Dazu versuche ich, anhand unterschiedlicher Strategien Überlastungen zu vermeiden. Als Erstes habe ich gelernt, die Ursache für meinen Stress zu erkennen, wie auch zu akzeptieren. Um mich präventiv zu schützen, priorisiere ich meine Aufgabenbereiche mit Hilfe von To-do-Listen und ich habe die Funktionen der Pop-up-Benachrichtigungen für E-Mails deaktiviert. Des Weiteren arbeite ich nie am Wochenende und gehe regelmässig in den Urlaub. Das hilft mir, abzuschalten und Energie zu tanken. Wenn ich mich bereits in stressigen Situationen befinde, laufe ich zu Fuss nach Hause, mache Sport und bringe wieder mehr Achtsamkeit in meinen Alltag. Dabei versuche ich, vermehrt Yoga zu praktizieren, zu meditieren und bewusster im Moment zu sein. Kurz, die frische Luft, die Bewegung, die Organisation und die Achtsamkeit schützen mich vor Überlastungen.