«Der neue Master schliesst eine Lücke»

Urs Schellenberg, Dozent an der PH Zürich und Co-Leiter des Netzwerks Fachdidaktik Religionen, Kulturen, Ethik. Foto: Christoph Hotz

Im Herbst 2024 wird der Masterstudiengang Fachdidaktik Ethik, Religionen, Gemeinschaft erstmals durchgeführt. Im Interview gibt PHZH-Dozent und Mitentwickler Urs Schellenberg Einblicke in das neue Studienangebot.

Urs Schellenberg, warum braucht es den Masterstudiengang Fachdidaktik Ethik, Religionen, Gemeinschaft?
Die Pädagogischen Hochschulen brauchen Dozierende, die nicht alleine ein Lehrdiplom und einen fachlichen Hintergrund haben, sondern insbesondere auch über Fachdidaktikkenntnisse verfügen. Jene Dozierenden, die das Fach Ethik, Religionen, Gemeinschaft (ERG) heute unterrichten, besitzen in der Regel ein Lehrdiplom und einen fachwissenschaftlichen Studienabschluss, beispielsweise in Philosophie oder Religionswissenschaften. Die Fachdidaktik ERG – also das fachspezifische Lehren und Lernen auf fachwissenschaftlicher Grundlage – eignen sie sich on the job an. Bislang konnte man dieses Fach nicht studieren. Der neue Masterstudiengang Fachdidaktik ERG schliesst diese Lücke. Das Studium bietet Gelegenheit für die vertiefte Auseinandersetzung damit, was Religionskunde, Ethik und Themen von Gemeinschaft an der Schule bedeuten. Es versetzt die Studierenden in die Lage, die Fachdidaktik ERG selbst aktiv weiterzuentwickeln, neue Diskurse anzuregen, neue Fragestellungen aufzuwerfen. Sie werden dazu befähigt, in diesem Feld zu lehren, zu entwickeln und zu forschen.

Wer entwickelte das neue Studienangebot?
Der Masterstudiengang Fachdidaktik ERG ist ein Joint-Degree-Studiengang mit gemeinsamer Trägerschaft der PH Zürich und der Universität Zürich. In die Entwicklung involviert sind seitens der PH Zürich Michael Prusse, Lukas Rosenberger, Katharina Eugster sowie Beatrice Kümin und ich, beide Co-Leitende des Netzwerks Fachdidaktik Religionen, Kulturen, Ethik. Seitens Universität Zürich sind es insbesondere das Prodekanat der Philosophischen Fakultät sowie die mit der Curriculumsentwicklung betrauten Personen im Bereich Religionswissenschaft und Philosophie.

Wer profitiert von dem neuen Studiengang?
Davon profitieren Pädagogische Hochschulen in der ganzen Schweiz. Absolvent:innen dieses Masterstudiengangs sind ihre spezialisierten künftigen Dozierenden. Aus deren fachdidaktischen Kompetenzen ziehen dannzumal auch die Studierenden der Pädagogischen Hochschulen Vorteile. Für Lehrpersonen, die schon länger in der Volksschule unterrichten, ist der neue Masterstudiengang eine Weiterbildung, die verschiedene Wege der Weiterentwicklung eröffnet. Und schliesslich ermöglicht die PH Zürich mit diesem innovativen Masterstudiengang neue Entwicklungen für die Fachdidaktik ERG.

Stichwort Weiterentwicklung: Wie kann sich ein Masterstudium Fachdidaktik ERG auf die Berufslaufbahn einer Lehrperson auswirken?
Der Abschluss «Master of Arts PHZH UZH in Fachdidaktik Ethik, Religionen, Gemeinschaft» eröffnet die Möglichkeit, schweizweit an einer Pädagogischen Hochschule zu arbeiten. Er ebnet auch den Weg in eine akademische Laufbahn, für eine Forschungstätigkeit oder eine Berufstätigkeit in Feldern, die im weitesten Sinne mit Bildung zu tun haben. So werden fachdidaktisch geschulte Personen beispielsweise auch in Museen, im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) oder in der Medienarbeit gesucht.

Was sind die Voraussetzungen, um diesen Masterstudiengang absolvieren zu können?
In erster Linie richtet sich der Masterstudiengang Fachdidaktik ERG an berufstätige Lehrpersonen mit einem Lehrdiplom, die sich weiterentwickeln möchten. Angesprochen sind zudem auch Personen mit einer fachwissenschaftlichen Vorbildung, beispielsweise in Religionswissenschaft.

Das Studium ist also berufsbegleitend. Wie ist es aufgebaut?
Individualisiert, interessengeleitet und bedürfnisorientiert. Wir gehen von kleinen Klassen aus und erwarten, dass die Teilnehmenden ein hohes Interesse an religionskundlichen, ethischen und gemeinschaftsbezogenen Themen haben. Basierend auf den individuellen Vorkenntnissen der Studierenden werden zu Beginn die Interessenschwerpunkte besprochen: Gemeinsam mit einem Coach, einer Coachin entscheiden die Studierenden, welche Themen sie vertiefen möchten, wo sie den Fokus auf den Stufenbezug legen, ob sie sich spezifisch für ein Thema – beispielsweise Ethik – oder das Multiperspektivische des Fachs ERG interessieren.

Und der Praxisbezug?
Zum Studium gehören Hospitationen und schulische Praktika wie auch ein Praktikum an einer Pädagogischen Hochschule. Die Studierenden begleiten also bereits im Studium eine Lehrveranstaltung an einer PH und werden so in das Unterrichten auf tertiärer Stufe eingeführt.