Wie kann kritisches Denken und Argumentieren in der Schule gefördert werden? Welche Chancen bietet das Philosophieren für inklusives Lernen? Diese und weitere Fragen beantwortet der Sammelband «Philosophieren und Ethik». Dabei werden bildungstheoretische, methodische und empirische Ansätze in den Blick genommen.
Beatrice Kümin ist, zusammen mit Christian Mathis und Urs Schellenberg, Mitherausgeberin des Buches, Dozentin an der PH Zürich und Mitentwicklerin des neuen Masterstudiengangs Fachdidaktik ERG. Angesichts der grossen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit plädiert sie dafür, dass Philosophieren in der Schule wichtig ist: «Philosophieren ist grundsätzlich eine wichtige Kompetenz, weil Kinder und Jugendliche dabei eigenständiges, kritisches und empathisches Denken lernen. Beim gemeinsamen Philosophieren setzen sie sich mit philosophischen und ethischen Fragen auseinander, wie ‹Was ist Zeit?›, ‹Ist Lügen manchmal richtig?›, ‹Wem gehört die Natur?›, ‹Haben Tiere Rechte?›.»
Diese fragende Auseinandersetzung ermögliche eine Haltung, bei der die Schüler:innen sich auch zutrauten, Dinge zu hinterfragen, selbstständig und begründet zu argumentieren, zu urteilen und wenn möglich auch entsprechend zu handeln. Dies scheint Beatrice Kümin eine der Kernkompetenzen im Umgang mit den heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen zu sein.
«Zudem», sagt sie, «zeigen empirische Forschungen, dass Philosophieren die kognitive, aber auch die soziale und emotionale Entwicklung der Schüler:innen fördert. Es hat einen sehr inklusiven Charakter, indem es alle Kinder integriert – unabhängig von ihren Lernvoraussetzungen, ihren sprachlichen Fähigkeiten und ihrem soziokulturellen Hintergrund. Ausserdem zeigen sich in der Forschung auch positive Auswirkungen auf die Haltung der Lehrpersonen. Sie nehmen die Kinder zum Teil anders wahr und es kommt in der Folge zu veränderten Interaktionsmustern. Diese wiederum wirken sich förderlich auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen aus.»