Also, eigentlich doch, aber …

Nicolas Schmid ist Student auf der Primarstufe und Tutor im Schreibzentrum der PH Zürich.

Eigentlich wollte ich ja über was anderes schreiben, aber na ja, es wird wohl doch bei dem hier bleiben, was auch immer das hier eigentlich sein soll. Ja, was wollte ich denn eigentlich?

Ach, das mit dem Eigentlich ist so eine Sache. Es ist so inflationär, dass wir schon gar nicht mehr wissen, was eigentlich eigentlich bedeutet. Eigentlich steht für «in Wahrheit», «in Wirklichkeit» oder «im Grunde genommen», doch eigentlich tut es das nicht, dieses Eigentlich.

Eigentlich steht viel mehr für Unsicherheit, es ist sozusagen das «offene Hintertürchen», es gilt als Vorbrüter des berühmten «Abers», wobei man entscheiden kann, ob eigentlich doch oder eigentlich doch nicht. Weil niemand ganz sich selbst ist, so bleibt immer ein kleines Eigentlich übrig, auf das man sich, bei Bedarf, zurückziehen kann. Und das macht das Eigentlich so ärgerlich.

Eigentlich ist eigentlich nur ein Schlupfloch für alle Mitläufer:innen, schwache oder starke Persönlichkeiten, die eigentlich etwas Schlaues zu sagen hätten, aber dann doch eigentlich dazumischen, um eigentlich dann doch nicht falschzuliegen, denn eigentlich hätten sie ja nichts gesagt. Eigentlich wäre es auch besser, sie würden nichts sagen, denn eigentlich sagt genau nichts aus, so wie dieser Text, der mit eigentlich beginnt und mit eigentlich endet und eigentlich die Wahrheit spricht, aber eben auch nur eigentlich.