
An den Schulen in der Stadt Zug ist Spielen als Lernform heute integraler Bestandteil im Zyklus 1. Mit dem Projekt SpielenPlus konnte das kompetenzorientierte Lernen erfolgreich etabliert werden. Die Verantwortlichen sind mit der neuen Lernform äusserst zufrieden.
Die Anforderungen im Zyklus 1 sind aufgrund der grossen Heterogenität der Kinder und des höheren Anspruchs an die Klassenführung massiv gestiegen. Ein wachsender Anteil der Kinder wird heute fremdbetreut, die Eltern möchten mehr mitreden, haben aber vielfach weniger Bezug zu ihren Kindern. Der digitale Wandel trägt dazu bei, dass Kinder ihr Spielverhalten zu Hause verändert haben.
Antwort auf die Veränderung in der Gesellschaft
Mit der Einführung des Lehrplans 21 ist die Frage aufgekommen, wie sich das kompetenzorientierte Lernen sinnvoll im Zyklus 1 integrieren lässt. Dem ist Sandra Hürlimann nachgegangen und hat sich auf einen intensiven Prozess eingelassen. Sie ist Schulleiterin der Stadtschulen Zug und zusammen mit Corinne Oesch verantwortlich für das Projekt SpielenPlus. «Wir stellten fest, dass die Art, wie wir Schule geben, bei vielen Kindern nicht mehr funktioniert. Ein immer grösserer Anteil kann sich nicht mehr über einen längeren Zeitraum konzentrieren und so auch weniger gut dem Unterricht folgen. Wir schauten uns nach neuen Lernformen um.»
Bei der Recherche nach solchen neuen Lernformen stösst Sandra Hürlimann auf das 8-Schritt-Modell der PH Zürich, welches von Catherine Lieger und Nadine Bühlmann entwickelt wurde. In der Zusammenarbeit mit der PH Zürich zeigt sich, dass ein erfolgreicher Lernprozess im Zyklus 1 hauptsächlich über unterschiedliche Formen des Spiels funktioniert und nicht nur über die Fächerorientierung.
Sandra Hürlimann und Corinne Oesch stellten die neue Strategie dem Rektorat und der Schulkommission der Stadt Zug vor, wo das Ganze auf positive Resonanz stiess. Das Projekt wurde mit einem Pilotprojekt in einer Schuleinheit gestartet und nach einem Jahr flächendeckend eingeführt. Rund 120 Lehrpersonen und Heilpädagog:innen wurden im Rahmen des neuen Konzepts über zwei bis drei Jahre weitergebildet und Spielen als Lernform so konsequent auf allen Ebenen des Zyklus 1 etabliert. Dieses Jahr wird die Einführungsphase abgeschlossen und die Lernform ins Schulsystem eingegliedert.
Umdenken im Unterricht
Das Spiel als Lernform bedeutet für viele Lehrpersonen ein Umdenken. Beim Spielen wird dem Kind viel Verantwortung übertragen. Dies erfordert bei der Lehrperson grosse Flexibilität, denn das Geschehen ist weniger planbar und die Begleitung individuell auf die Schüler:innen ausgerichtet. Das Ganze hat auch Einfluss auf die Lernräume. So werden die Kindergärten der Stadt Zug laufend mit Mobiliar mit modularen Stecksystemen ausgestattet, die eine schnelle Umstellung der Räumlichkeiten ermöglichen.
Für Sandra Hürlimann ist es eine grosse Freude zu sehen, dass sich heute das Spiel als zentraler Lernmodus für die Kinder bei allen Beteiligten im Zyklus 1 an den Stadtschulen in Zug etabliert. «Wir beobachten beim begleiteten Spiel eine hervorragende Lernform, um die überfachlichen Kompetenzen der Kinder stärker zu fördern.»