Die Programmplanung ist eine Kerntätigkeit in der Weiterbildung. Doch was bedeutet Programmplanung konkret? Was sind die erforderlichen Kompetenzen und welche Veränderungen hat sie in den letzten Jahren erfahren? Ein Überblick über bisherige Entwicklungen und kommende Herausforderungen.
Weiterbildungsangebote müssen entwickelt und konzipiert werden. Genau dies tun Programmplanende. Dabei ist mit Programmplanung nicht die Entwicklung eines einzelnen Angebots gemeint, sondern die Gestaltung eines Gesamtprogramms einer Organisation bestehend aus verschiedenen Lernangeboten. Programmplanende spüren Bedürfnisse auf, bestimmen auf dieser Grundlage Themen und giessen das Ganze in ein Angebot. Darum ist die Programmplanung das Herzstück der Weiterbildung: Ohne Programmplanende keine Lernangebote.
Die Programmplanung ist eine Besonderheit der Weiterbildung, die man so in anderen Bildungsbereichen nicht findet. Es gibt nämlich in der Weiterbildung im Gegensatz zur Volksschule keine vom Staat vorgegebenen Curricula sowie kaum Vorgaben bezüglich Inhalten, Zielen oder Didaktik.
Kompetenzen von Programmplanenden
Für Erik Haberzeth, Professor für Höhere Berufsbildung und Weiterbildung an der PH Zürich, sind Programmplanende zu vergleichen mit Seismografen: Sie versuchen, Trends und Stimmungen auszumachen und entwickeln auf dieser Grundlage Programme. Dies ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die viel Austausch mit verschiedensten Gruppen erfordert: organisationsintern und -extern, mit Kund:innen, mit der Politik und der Wirtschaft.
Die Kompetenzen von Planenden müssen vielfältig sein: Bedürfniserschliessung, Zielgruppengewinnung, Entwicklung und Durchführung von Angeboten, Marketing etc. In einem der zentralen Programmplanungsmodelle werden diese Kompetenzbereiche «Wissensinseln» genannt. Die Hauptkompetenz der Programmplanenden ist es, diese Wissensinseln situationsspezifisch zu nutzen, da ein Programmplanungsprozess nie nach einem geregelten Muster verläuft.
Die Ereignisse der letzten Jahre haben einige Veränderungen in der Programm- und Angebotsplanung bewirkt. Individualisierung wird grossgeschrieben, doch was bedeutet das eigentlich? Ist die Weiterbildung in einer umfassenden Transformation? Offensichtlich habe es während der Pandemie grosse Herausforderungen gegeben, so Haberzeth, viel habe sich verändert. Doch wie nachhaltig diese Veränderungen seien, wisse noch niemand. Dazu braucht es Forschung. Deshalb zögert Haberzeth, von einem Umbruch zu sprechen. In jedem Fall sind neue Formate entstanden (online, hybrid, hyflex etc.), die es den Teilnehmenden ermöglichen, eine Weiterbildung organisatorisch flexibler zu absolvieren.
Individualisierung des Lernens
Der Begriff «Individualisierung» ist kein genuiner Begriff aus dem Bildungsbereich, sondern ein aus der Soziologie importierter. Haberzeths Meinung nach ist die Individualisierung im Bildungsbereich ein neues Wort für die im Weiterbildungsbereich schon immer da gewesene Teilnehmerorientierung. Diese bedeutet, dass man auf die Teilnehmenden, deren Lebenswelt, Bedürfnisse, Voraussetzungen und Gewohnheiten eingeht. Individualisierung ist also an sich nichts Neues, erfährt vor dem Hintergrund neuer technischer Möglichkeiten aber erhöhte Aufmerksamkeit.
Erik Haberzeth schliesst daher, dass die erwähnte Individualisierung im Moment eher eine organisatorische Flexibilität meint, örtlich und zeitlich. Hingegen sind kaum Veränderungen in der Programmplanung zu sehen bezüglich Inhalten oder anderen wesentlichen didaktischen Aspekten. Die Teilnehmenden können wählen, ob sie an einer Weiterbildung vor Ort oder von zu Hause aus teilnehmen, aber an den inhaltlichen Wahlmöglichkeiten ändert dies wenig.