Eine Frage, drei Antworten: Wie lernen Sie?

Heinz Rhyn, Rektor der PH Zürich

Wenn ich etwas lernen will oder muss, sind für mich Anwendungen, Übungen, Wiederholungen von besonderer Bedeutung. Zugleich muss ich den Kontext, das Warum oder die Theorie kennen.

Lernen fällt mir dann am leichtesten, wenn sich Wissen und Können oder Verstehen und Anwenden miteinander verbinden lassen. Kommen dann noch Interesse und Freude hinzu, lerne ich effizient und nachhaltig. Als ich tauchen gelernt habe, war es mir wichtig, über physische und technische Risiken und Gefahren Bescheid zu wissen und das richtige und angemessene Verhalten zu kennen. Dazwischen mussten immer wieder praktische Übungen im und unter Wasser erfolgen, sodass sich Wissen und Können schrittweise aufbauten. Die Reihenfolge lässt sich auch umkehren: zuerst anwenden, dann verstehen. So etwa, als ich in Südamerika Spanisch gelernt habe. Bei meinem einjährigen Aufenthalt – in jungen Jahren – habe ich einfach durch Hören und Reden mit den Menschen die Sprache gelernt. Die Grammatik kam erst schrittweise im Liceo in Uruguay und danach in der Schweiz. Bei rein kognitivem Lernen helfen ein breites Wissen und viel Erfahrung. Das ist ein Vorteil des Älterwerdens. Wichtig bei der Wissensaneignung ist eine hohe Konzentration. Das schaffe ich mittlerweile recht gut.

Liva Gavranic, 5. Gymi, Altsprachliches Profil

Wie ich lerne, hängt stark vom Fach ab. Vokabeln in den Sprachen lerne ich für einen ersten Überblick mit Wendekärtchen und schreibe sie dann zur Festigung ein paar Mal ab. Die Grammatikregeln lerne ich meistens anhand von Beispielsätzen, die ich mir herausschreibe und dann auswendig lerne. Verbformen und Deklinationen übe ich regelmässig und laut sprechend. Im Latein und Altgriechisch kommen dann noch ein paar Texte dazu, die ich vorbereitend übersetze. Für die Naturwissenschaften löse ich einfach Aufgaben, damit ich Übung bekomme. Wenn ich nicht weiterweiss, bitte ich erst Mitschüler:innen und dann die Lehrperson um Hilfe. Fächer wie Geschichte, Geografie, Biologie geben am meisten zu tun. Dort schreibe ich Zusammenfassungen, damit ich mich nicht immer wieder durch die Quellen, Sachtexte und Fallbeispiele kämpfen muss. Diese lese ich dann so lange durch, bis sie sitzen. Für den Feinschliff sitze ich mit meinen Freundinnen zusammen und wir erklären uns gegenseitig den Stoff.

Pascal Buchmann, Vorstandsmitglied Alumni PHZH

Ich lerne am liebsten und am besten von Vorbildern. Ich umgebe mich gerne mit Menschen, die etwas besser können, anders machen oder anders sind als ich. Durch genaues Beobachten und Fragenstellen kriege ich häufig Antworten. Diese lasse ich mir durch den Kopf gehen, drehe sie um, betrachte sie von hinten. Wenn ich daraus etwas Neues als sinnvoll erachte, versuche ich, es in meinen Alltag zu integrieren. Doch das ist nicht die einzige Art, wie ich lerne. Lernen zeigt sich in meinem Alltag sehr vielfältig: Manchmal lerne ich beispielsweise aus interessanten Gesprächen. Manchmal gelingt es mir jedoch nur durch mühsames Üben, wie zum Beispiel in der Freizeit beim Golfspielen. Manchmal lerne ich, indem ich mich in einen Zug setze und mich in diverse Bücher und Unterlagen vertiefe, während ich durch die Landschaft fahre. Meine Lernmomente sind etwa so vielfältig wie das Leben selbst.