
Hämmernde Beats, schwitzende Körper und DJs, die intelligente Zwischenrufe wie «Seid ihr gut draauuuuf?» ins übersteuerte Mikrofon abgeben, machen klar: Hier ist kein Ort der Konversation. Hier wird Party gemacht! YOLO!
Ich bin kein Fan der heutigen Ausgangskultur. Und doch finde ich mich alle Lichtjahre einmal auf einer Tanzfläche wieder – weil ich Mitte zwanzig bin und das anscheinend zur Jugend dazugehört. Und doch überfällt mich jedes Mal eine kleine existenzielle Krise. Was mache ich hier eigentlich? Warum gefällt das allen, nur mir nicht? Bin ich eine evolutionäre Mutantin, fehlt mir das «Ausgangsgen»?
Das würde erklären, warum ich eigentlich lieber daheim bleibe, auf Netflix die neuste Serie schaue oder mit Freundinnen und Freunden einen Spieleabend veranstalte (und ganz abgesehen davon: Woher haben die alle das Geld für den Ausgang? Ich meine, ein Drink kostet schon fast 20 Franken?! Aber dies nur als Klammerbemerkung). Statt «Roaring Twenties» sind bei mir «Boring Twenties» angesagt.
Aber ist «Boring» automatisch schlechter als «Roaring»? Nein. Einen Vorteil hat das Couch-Potato-Leben mit Sicherheit: Ich litt bisher nie an der berühmten FOMO (fear of missing out) und werde in meinem Freundeskreis sogar darum beneidet, dass ich früh heimgehen kann – eine Gabe, auf die ich zunehmend stolz bin. Es lebe die Langweiligkeit!