
Als Jugendlicher war Michael Angehrn alles andere als ein begeisterter Schüler. «Mein Lehrer riet mir, die Schule schnell hinter mich zu bringen, damit ich nachher nie mehr etwas damit zu tun haben würde», erzählt der heutige Berufsschullehrer, der im zweiten Jahr Allgemeinbildenden Unterricht studiert.
Wie wichtig Lernen auch nach der Erstausbildung ist, hat der 39-Jährige während seiner KV-Lehre an einer Weiterbildungsinstitution begriffen: «Dort sah ich, wie viele Menschen sich weiterbilden.» Nach der Lehre absolvierte er berufsbegleitend die Höhere Fachschule für Wirtschaft und erwarb später noch einen Bachelor in Business Administration. Weil er stets in Berufsbildungsinstitutionen arbeitete, konnte er bald erste Unterrichtssequenzen übernehmen. Eines Abends sei er nach einem langen Arbeitstag und anschliessendem Unterricht müde heimgekommen, erzählt er. Doch seine Frau habe ein Lachen in seinem Gesicht festgestellt. «Das war ein Schlüsselmoment. Ich habe mich entschieden, voll auf die Lehrtätigkeit zu setzen.»
Aktuell erteilt er sechs Klassen mit Dentalassistentinnen und Fachpersonen Gesundheit Allgemeinbildenden Unterricht. Dazu gehören unter anderem sprachliche, gesellschaftliche, kulturelle und rechtliche Inhalte. «Viele Lernende finden das zunächst überflüssig», sagt er lachend. «Sie denken, in der Pflege brauche man so was nicht.» Er erkläre ihnen dann, dass Kenntnisse des Rechtssystems nützlich seien, wenn einem ein Fehler unterlaufe oder es zu Konflikten mit dem Arbeitgeber komme. Seit er sich im Rahmen des Studiums mit Pädagogik und Didaktik befasst, hat er seine Methoden erweitert. Während er früher meist frontal unterrichtete, setzt er heute vermehrt auf selbstgesteuertes Lernen und regt die Lernenden zum Hinterfragen an. Die PH Zürich hat der St. Galler gewählt, weil die Inhalte hier je nach Erfahrungshintergrund individuell zusammengestellt werden. Mit jungen Menschen hat er auch privat viel zu tun: Als Vater unterstützt er seine Tochter regelmässig bei Schulaufgaben. «Das macht mir grossen Spass. Ich bin ein totaler Familienmensch.»