Funkelnder Diamant

Der Rote Diamant. (S. Fischer 2022)

Der neueste Roman von Thomas Hürlimann fängt mit einer Zäsur an – dem Ende eines Sommers. Und mit dem Sommer endet eine Kindheit. Was folgt, ist der Eintritt in ein Klosterinternat in den Schweizer Voralpen und der Beginn eines ewigen Winters. Unaufhörlich schneit es im Klosterstift «Maria zum Schnee». Und genauso ewig fühlen sich die Tage und Jahre im durchritualisierten Klosterleben an.

Sogar der jährliche Höhepunkt, der Besuch von Österreichs letzter Kaiserin, wiederholt sich nach der immer gleichen Dramaturgie. Die «Wiederkehr des Gleichen» hatte Hürlimann an anderen Stellen bereits geschrieben und deutet damit die vielen Facetten an, in denen Der Rote Diamant funkelt. Es geht um mehr als um das Coming of Age des Ich-Erzählers und dessen rasante Schatzsuche in einem zum Fantasy-Schauplatz erwachten Kloster. Es geht um die philosophische Auseinandersetzung mit einer dem Untergang geweihten Zeit.

Thomas Hürlimann.
Der Rote Diamant.
Frankfurt am Main: S. Fischer, 2022. 317 Seiten.