Detailhandel und KV – neuer Fokus auf den Berufsalltag

Mehr Handlungskompetenz und Praxisbezug werden mit der Reform Detailhandel und KV erwartet. Diese soll bis im Sommer 2023 abgeschlossen sein. Schweizweit sind rund 5500 Lehrpersonen betroffen, davon etwa 650 im Kanton Zürich. Ein Unternehmen, das vom Umfang her in der Berufsbildung einzigartig ist.

Die Umsetzung der Reform in Detailhandel und KV läuft auf Hochtouren. Bis zum Sommer 2023 sollen alle Lehrpersonen im Kanton Zürich ihre Weiterbildungen abgeschlossen und den Unterricht auf die neuen Vorgaben abgestimmt haben. Es ist eine Reform, welche die Berufsfachschulen fordert und von vielen Lehrpersonen als Kulturwandel erlebt wird. Der Fokus verschiebt sich neu von der reinen Fachlichkeit auf die Perspektive des Lernenden in der Praxis – und zwar lernortübergreifend. Im Zentrum steht die konkrete Arbeitssituation der Lernenden. Das kann etwa ein Privatkundengespräch in einer Bank sein, in dem das Wissen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln erschlossen wird. In diesem Fall sind das die Kommunikationsregeln für ein Kundengespräch, das fachliche Know-how im Bereich Anlagestrategie oder rechtliche Aspekte. Die grösste Neuerung ist somit der Wechsel von der Fach- in die Situationslogik und die Zentrierung der Sichtweise auf die Lernenden.

Change-Prozess in den Schulen
Die Ausgangsidee der Reform ist es, die Lernenden konsequenter für den konkreten Berufsalltag auszubilden. Treiber und Nutzniesser der Reform sind somit primär die Ausbildungsbetriebe, die auch den Anstoss zur Reform gaben. Aber auch die Lernenden profitieren, da sie den Nutzen des Gelernten unmittelbar erkennen. In den Berufsfachschulen wurde die neue Ausrichtung ambivalent aufgenommen. Sie müssen bei der Gestaltung der Lernprozesse den grösseren Schritt machen. Die Reform ist tiefgreifend und erfordert einen Change-Prozess der ganzen Schule. Das gemeinsame Entwickeln interdisziplinärer Lernarrangements verlangt den Blick über den Tellerrand hinaus. Es müssen eine gemeinsame Sprache und ein Konsens zu den Qualitäts- und Bewertungskriterien gefunden werden.

Die PH Zürich begleitet die Schulen in Form einer viereinhalbtägigen Lehrpersonenweiterbildung. Damit werden sie vor Ort auch mit der Skepsis und den Vorbehalten gegenüber der Reform konfrontiert. So kommen einerseits immer wieder Stimmen auf, dass die Reform zu wenig aus der Schulpraxis heraus betrachtet worden sei. Andererseits wurde aber schon vor der Reform ein grosser Anteil kompetenzorientiert unterrichtet.

Bei der Entwicklung der Weiterbildung zeigte sich, dass ein standardisiertes Angebot nicht ausreicht, um die Bedürfnisse aller zu erfüllen, dies vor dem Hintergrund der grossen inhaltlichen, organisationalen und zeitlichen Heterogenität der KV-Schulen. Entsprechend mussten die Angebote auf die jeweiligen Verhältnisse der Schulen abgestimmt werden. Lernende oder Schulleitungen wurden in die Lernsettings eingebunden oder schuleigene Lehrpersonen als Kursleitende. Zum Teil wurden die Weiterbildungen mit schulspezifischen Kursen ergänzt oder zusätzliche Schwerpunkte gesetzt. Dies ermöglichte der PH Zürich einen tieferen Einblick in die Organisationen, und die Angebote konnten so ausgerichtet werden, dass diese für die Lehrpersonen anschlussfähig sind.

Projekt in Zahlen

5500 Lehrpersonen schweizweit in Detailhandel und KV
650 davon Lehrpersonen im Kanton Zürich
13’000 Jugendliche wählen jährlich eine KV-Lehre, was 20 % aller Lehrverhältnisse entspricht
4300 Jugendliche wählen jährlich eine Lehre im Detailhandel

Quelle: Bundesamt für Statistik, 2020

 

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