Von Tag eins an hautnah mit dabei

Rund 900 Personen arbeiten heute an der PH Zürich. Einige von ihnen waren schon vor 20 Jahren mit dabei. Sie blicken zurück auf die Gründungszeit und erzählen, wie sie den Wechsel an den Campus erlebt haben.

Beat Merki

«Ich bin mit dem Privatauto in der Stadt herumgekurvt»: Beat Merki; arbeitet seit 2002 an der PH Zürich. Fotos: Dieter Seeger

Seit 20 Jahren bin ich als Postweibel für die Post an der PH Zürich zuständig. Vor der Einweihung hatte ich zwei Monate Zeit, um die interne Poststelle aufzubauen. Eine Liste, wer in welchem Gebäude arbeitete, gab es damals nicht. Also kurvte ich mit meinem Privatauto, Stift und Block in der Stadt herum und fragte in allen Gebäuden, wer hier in welcher Funktion arbeiten würde. Danach fuhr ich die unzähligen Häuser zweimal pro Tag an, am Morgen und am Mittag. Mit dem ganzen Verkehr war das manchmal schon happig.

Nach dem Umzug auf den Campus war ich von einem Tag auf den anderen nur noch auf den verschiedenen Stockwerken unterwegs, das war schon eine Herausforderung für mich. Einen zweiten Einschnitt brachte die Digitalisierung der Post im letzten Jahr. Heute öffne und scanne ich alle Briefe, die nicht anders gekennzeichnet sind, damit die Mitarbeitenden für ihre Post nicht extra auf den Campus
kommen müssen. Ich mache also nicht mehr meine acht bis elf Kilometer pro Tag, sondern arbeite hauptsächlich im Büro.

Doch ich kann nicht sagen, dass eine Arbeitsweise besser als die andere gewesen wäre. Ich habe alle Veränderungen in diesen 20 Jahren gerne mitgemacht.

Marlies Keller-Lee

«Weil ich mich gerne vernetze, war das eine wahnsinnige Chance»: Marlies Keller-Lee; arbeitet seit 2002 an der PH Zürich.

Im Grunde gehöre ich zu den Urgesteinen der PH Zürich, doch ich fühle mich nicht wie eines. Die Zeit in diesen 20 Jahren ging so schnell vorbei. Vor der Gründung der PH Zürich arbeitete ich als Französischdidaktikerin am Lehrpersonenseminar Irchel in einem interdisziplinären Stufenteam, das mit vielleicht 40 Personen einem Team an einer Schule entsprach.

An der PH waren wir plötzlich nach Fachbereichen organisiert, ich kam mit Kolleginnen aus anderen Stufen und Sprachen zusammen, und doch waren wir nun unter Gleichen in der Fachdidaktik. Für mich war diese neue Organisationsstruktur eine Herausforderung. Doch weil ich mich gerne vernetze, war die Grösse dieser neuen Institution auch eine wahnsinnige Chance. Ich konnte schnell Aufgaben in der Weiterbildung und später in der Forschung und Entwicklung übernehmen, in den letzten 10 Jahren etwa war ich Projektleiterin für die Entwicklung und Implementierung des Französischlehrmittels «dis donc!».

Dass man sich an der PH unter einem Dach so stark weiterentwickeln und in verschiedene Aufgabenbereiche hineinwachsen kann, ist auch der Grund, weshalb ich immer noch da bin.

Dorothea Tuggener

«Mir ist immer wieder die Gründungscrew der PH Zürich begegnet»: Dorothea Tuggener; arbeitet seit 2000 an der PH Zürich.

Mir ist die umtriebige Zeit vor dem Start der PH Zürich vor 20 Jahren noch in lebhafter Erinnerung. Ich hatte damals eine Anstellung als Stellvertretung, weil einige Dozierende durch die Entwicklung der neuen Ausbildungskonzepte voll ausgelastet waren. Dabei ist mir auf dem Areal am Zeltweg immer wieder die Gründungscrew begegnet. Es war eine regelrechte Aufbruchstimmung spürbar.

Als es losging mit dem Betrieb, habe ich in einem Projekt mitgearbeitet und dieses später auch geleitet, bei dem es um die Zusatzqualifikation für Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrpersonen ging. Später war ich in der Entwicklung der Studiengänge Kindergarten sowie Kindergarten- und Unterstufe involviert. Das waren sehr bereichernde Aufgaben, weil wir vieles neu konzipieren durften. Der Wechsel an den Campus war mit Wehmut verbunden, aber auch mit grosser Vorfreude. Endlich musste man nicht mehr weit reisen für Sitzungen.

Etwas schade ist, dass der Kontakt mit den Studierenden aufgrund der räumlichen Bedingungen nicht mehr gleich gut möglich ist wie früher. Deshalb gehe ich in den Pausen öfters auf den Campusplatz für einen Schwatz.

John Wilhelm

«Aus IT-Sicht ist in diesen 20 Jahren extrem viel passiert»: John Wilhelm; arbeitet seit 2001 an der PH Zürich.

Als ich Anfang 30 in einer Co-Leitung die Informatik für die PH Zürich aufbaute, dachte ich, dass ich die Gründung mitmache und dann vielleicht fünf Jahre bleibe. Jetzt bin ich immer noch da, es blieb einfach immer spannend.

Aus IT-Sicht ist in diesen 20 Jahren extrem viel passiert. Am Anfang gab es zum Beispiel noch nicht einmal offizielle PH-Mailadressen, da wurde zum Teil noch über private Adressen kommuniziert. Wir hatten für Supportanfragen auch kein professionelles Ticketsystem wie heute, sondern eine Telefonnummer und rannten ständig zwischen den verschiedenen Standorten hin und her. Ich bin froh über den Professionalisierungsgrad von heute, doch die Aufbruchstimmung von damals und das Familiäre der verschiedenen Standorte hatte auch seinen Reiz. Vor unserer IT-Baracke, die dort stand, wo heute der kleine Park hinter dem Kunsthausneubau ist, haben wir über Mittag manchmal Würste gebraten.

Dafür hat man hier auf dem Campus alles, in fünf Minuten ist man am Bahnhof und jetzt gerade sehe ich in den Musikunterricht in einem Raum im Gebäude gegenüber. Das ist doch toll.

Gisela Unterweger

«Mir gefiel die Idee, dass alle an einem Standort sind»: Gisela Unterweger; arbeitet seit 2010 fest an der PH Zürich.

Gleich nach dem Start der PH Zürich wurde ich angefragt, ob ich ein neues Modul in der Ausbildung übernehmen möchte. Es ging darin um die Auseinandersetzung mit Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen. Mein erster Gedanke war, «cool, gibt es diese Perspektive» und ich sagte mit grosser Freude zu.

Nach einigen Jahren konnte ich eine Stelle als Dozentin in der Forschung mit einem sehr ähnlichen Fokus annehmen. Da arbeite ich noch heute, mittlerweile als Co-Zentrumsleiterin. Ich habe es immer als grosses Privileg erachtet, dass ich an der PH Zürich meine fachliche Expertise in der Kulturanalyse und der Ethnographie einbringen kann. Als wir in den Campus umzogen, gefiel mir die Idee, dass alle an einem Ort sind. Auch die Atmosphäre fand ich schöner als an der Waltersbachstrasse.

Ich sehe es als grossen Vorteil, die Arbeitskolleginnen und -kollegen mal eben schnell für eine Besprechung oder einen Kaffee zu treffen oder sich zufällig über den Weg zu laufen.