Sprachliche Integration von Geflüchteten unterstützen

Im Frühjahr startete das Hilfsprojekt Lolingu4free, in dem sich Mitarbeitende und Studierende der PH Zürich engagieren. Das Programm bietet Geflüchteten aus der Ukraine kostenlosen Online-Sprachunterricht. Was als Soforthilfe lanciert wurde, soll langfristig als Ergänzung zu regulären Sprachförderangeboten etabliert werden.

Mit dem Projekt «Lolingu4free» ermöglichen Mitarbeitende und Studierende verschiedener Pädagogischer Hochschulen in der Schweiz Geflüchteten aus der Ukraine kostenlosen Sprachunterricht. Der Unterricht findet online auf einer spezifischen Sprachlernplattform statt. Das Angebot besteht aus einem Paket von zehn Lektionen à 45 Minuten Online-Einzelunterricht entweder in Deutsch, Englisch oder Französisch entsprechend den Sprachkompetenzen der Mitarbeitenden und Studentinnen und Studenten.

Die Lektionen werden mithilfe der Sprachlernplattform lolingu.com in der Freizeit durchgeführt. Damit handelt es sich um eine Form des Freiwilligenengagements, das sich sehr gut steuern lässt. Ein bis zwei Lektionen Online-Einzelunterricht pro Woche über einen Zeitraum von ein paar Wochen sind für viele Freiwillige mit Sprachaffinität problemlos machbar.

Sprechen und Hören stehen im Vordergrund
Der Unterricht mit der Sprachlernplattform ist kein Standardprogramm. Er ist ganz auf die aktuellen sprachlichen Lernbedürfnisse des Gegenübers ausgerichtet. Es sind die Geflüchteten, die sich äussern, was sie brauchen, und das wird so in die Lektionen aufgenommen.

Wenn die Sprachlernenden noch über keine oder kaum Deutschkenntnisse verfügen, nutzen sie die einschlägigen digitalen Übersetzungsdienste. Im ersten Treffen geht es darum, sich mit Mimik und Gestik und vielleicht einigen Brocken Englisch kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen und sich realistische Ziele zu setzen. Viele möchten möglichst schnell lernen, in Alltagssituationen klarzukommen. Daher übt man in kleinen Dialogen und ganzen Sätzen, damit die Wörter im Zusammenhang gelernt werden können. Selbstredend stehen im Online-Setting das Sprechen und Hören im Vordergrund. Denn dies sind die Kompetenzen, die Geflüchtete am meisten brauchen, um sich in ihrem neuen Alltag in der Schweiz verständlich auszudrücken und selbstbewusst unterhalten zu können.

Die jungen Erwachsenen aus der Ukraine sind in der Regel ausgesprochen motiviert und nutzen die Möglichkeit des Einzelunterrichts sehr gezielt. Die Freiwilligen nehmen die Funktion der Lernbegleitenden ein und geben insbesondere Impulse für die nächsten Lernschritte. Teilweise machen die Schülerinnen und Schüler sehr rasch Fortschritte und lernen gleichzeitig sowohl Englisch als auch Deutsch. Ihnen ist bewusst, dass sie für den Berufseinstieg oder eine Zulassung zu einem Studium an einer Hochschule ausreichende Sprachkenntnisse nachweisen müssen.

«Die Geduld des Gegenübers im Einzelunterricht, aber auch die Anpassung des Lerntempos sind meiner Erfahrung nach entscheidende Erfolgsfaktoren», sagt die 17-jährige Katja, die im März aus der Ukraine geflüchtet ist. Sie hat bereits eine Freundschaft mit zwei gleichaltrigen jungen Frauen aus Basel knüpfen und in einer Mischung zwischen Deutsch und Englisch bei der Geburtstagsfeier einer ihrer zwei neuen Freundinnen mithalten können. Den Grund für ihren raschen Fortschritt im Spracherwerb sieht Katja insbesondere bei dem Sprachlernprogramm. Nun hofft sie, dass das Angebot weiter ausgebaut werden kann und ihr hilft, möglichst bald das Sprachniveau für den Übertritt in das Gymnasium zu erreichen.

Engagement verleiht Hoffnung
«Meine Lehrerin ist Anfang 20 und behandelt mit mir im Unterricht konkrete Themen, welche mich als Jugendlichen im Alltag in der Schweiz interessieren», sagt der ebenfalls 17-jährige Sirhii. Er flüchtete aus Charkiw in die Schweiz. So kann er Fragen zu Berufsmöglichkeiten stellen, aber auch über seine Freizeitaktivitäten sprechen. Der Austausch mit ihren häufig mehr oder weniger gleichaltrigen Sprachcoaches ist für die Jugendlichen spannend und bereichernd.

Dass ihnen die jungen Schweizerinnen und Schweizer freiwillig helfen, gibt auch Hoffnung. «Sie könnten mit Freunden unterwegs sein, aber entscheiden sich, diese Zeit mit mir am Computer zu verbringen und mir zu helfen», sagt Sirhii.