English? Yes, of course. Français – non, merci! Die französische Sprache stösst bei Schülerinnen und Schülern gemeinhin auf weniger Begeisterung als die englische. Und obwohl die zweitgrösste Schweizer Landessprache für viele Berufe wichtig ist, tun sich teilweise auch Erwachsene schwer, auf Französisch zu kommunizieren. In ihrer Bachelorarbeit hat sich Nina Gutknecht mit den Gründen für dieses verbreitete Problem auseinandergesetzt und nach Möglichkeiten gesucht, wie der Französisch-Unterricht gestaltet werden kann, damit er bei den Kindern beliebter wird.
Im Theorieteil hat sich die angehende Primarlehrerin ausführlich mit Lern-Vorgängen im Gehirn sowie verschiedenen Arten von Motivation befasst. Im Rahmen ihrer Literaturrecherche fand sie Hinweise darauf, dass die meisten Kinder zu Beginn des Französisch-Unterrichts in der 5. Klasse eigentlich zum Lernen motiviert sind, jedoch nach dem Übertritt in die Oberstufe ein Motivationsabfall stattfindet. Dies könnte mit dem stärkeren Gewicht auf die Schriftlichkeit zusammenhängen. Denn Kinder wollen Sprachen in erster Linie lernen, damit sie sich unterhalten können.
Um sich Vokabeln anzueignen, sind Übungen und Wiederholungen unumgänglich. Gleichzeitig braucht es einen anregenden Unterricht, der einen Bezug zur Lebenswelt und dem kulturellen Umfeld der neuen Sprache schafft und den Kindern den Sinn des Erlernens aufzeigt. Ideal für die Förderung der Motivation ist es, wenn dabei positive Emotionen geweckt werden. Dies kann zum Beispiel mittels Elementen wie Gesang, Rollen- und Lernspielen oder Filmen erfolgen. Hingegen sollten negative Emotionen wie Angst oder das Gefühl von Leistungsdruck vermieden werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine konstruktive Fehlerkultur.
Aufgrund dieser Erkenntnisse hat Gutknecht anschliessend 90 Fünftklasskinder und 50 der zweiten Gymnasialstufe anonymisierte Fragebogen ausfüllen lassen. Mit dieser Studien-Anlage wollte sie auch dem beschriebenen Motivationsabfall nach dem Stufenübergang auf die Spur kommen. Die Antworten fielen jedoch wenig einheitlich aus. Tendenziell zeichnete sich ab, dass das Arbeiten mit Songtexten besonders auf der Oberstufe einem Wunsch entsprach, ebenso das selbst Gestalten eines Kurzfilms. Alle Altersstufen fanden das Arbeiten mit Filmen motivierend sowie mit Rollenspielen, bei denen sie den Text selber erfinden dürfen. Gegenüber Schreibübungen stellte die Autorin vor allem im Gymnasium einen stärkeren Unmut fest. Dennoch erachtete eine Mehrheit ein gewisses Mass an Grammatik für sinnvoll.
Nina Gutknecht übernimmt im Sommer eine erste Klasse im Zürcher Oberland und wird Französisch an einer sechsten Klasse unterrichten. Dabei will sie viel Gewicht auf die Mündlichkeit legen und mit Spielen, Musik und Filmausschnitten arbeiten. Zudem plant sie einen Briefaustausch mit einer Partnerklasse in der Westschweiz. Die 23-Jährige ist sich sicher: «Auch wenn die Schülerinnen und Schüler am Anfang nicht immer alles verstehen, profitieren sie langfristig viel mehr, als wenn sie zu sehr in Watte gepackt werden.»